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Psychologe warnt vor Vermischung der Flüchtlingskrise mit Ausbreitung des Coronavirus

Archivmeldung vom 04.03.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.03.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Stephan Grünewald (2020)
Stephan Grünewald (2020)

Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Psychologe und Bestsellerautor Stephan Grünewald ("Wie tickt Deutschland?") warnt angesichts der zugespitzten Lage in den türkischen Flüchtlingslagern und an der türkisch-syrischen Grenze vor einer falschen Vermischung mit der Bedrohung durch das Coronavirus. "Flüchtlinge sind sichtbar, greifbar und notfalls mit Gewalt abzuwehren", sagte der Geschäftsführer des Kölner "rheingold"-Instituts dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Beim Coronavirus hingegen "sehen uns mit einer unbekannten Gefahr konfrontiert, die wir nicht sehen, hören, riechen, schmecken oder fühlen können. Das heißt: Es gibt scheinbar überhaupt keine Handhabe dagegen. Eine solche Ohnmachtserfahrung ist für uns kaum zu ertragen, weshalb wir ständig unserer eigenen Handlungsfähigkeit vergewissern wollen."

Untersuchungen nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 hätten gezeigt, dass man die Ohnmachtserfahrung angesichts einer radioaktiven Verseuchung aus dem Osten wenige Monate später durch eine Kampagne gegen Flüchtlinge zu "behandeln" suchte, die aus dem Osten in den Westen drängten. "Solch eine Vermenschlichung der Gefahr und die rigiden Reaktionen könnten sich in Zeiten von Corona allzu leicht wiederholen", so Grünewald.

Der Psychologe macht derzeit "einen zweiter Gefahrenherd für die Gesellschaft" aus: "Neben dem Erreger ist das die von ihm ausgelöste Erregung, die mitunter schon psychische Wellen schlägt, bevor die physische Gefahr überhaupt angekommen ist. An zunehmenden sozialen Anfeindungen ist das ablesbar." Als Beispiele nannte Fälle, in denen Infizierte "wüst beschimpft" würden, "wie sie es wagen konnten, nach Italien zu reisen oder in Heinsberg Karneval zu feiern."

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)


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