"Ich bin ein Weihnachtsspießer": Kida Khodr Ramadan erzählt, warum er als Moslem mit seiner gesamten Familie Weihnachten feiert
Archivmeldung vom 29.11.2019
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Freigeschaltet durch André OttSchauspieler Kida Khodr Ramadan, bekannt aus der Serie "4 Blocks", ist ein absoluter Weihnachtsfan. Jedes Jahr feiert der gläubige Moslem mit seiner Frau und den sechs Kindern Weihnachten - mit allem, was dazugehört.
Ramadan: "Wir backen Plätzchen, "Last Christmas" von Wham läuft zweimal am Tag, und an Heiligabend kommt mein Nachbar rüber und spielt den Weihnachtsmann für unsere kleinen Kinder, mit rotem Mantel und weißem Bart. Es gibt Geschenke, und wir essen klassisch Gans mit Rotkohl. Außerdem haben wir zwei Weihnachtsbäume", erzählt Ramadan im Titelinterview mit DB MOBIL (Dezember-Ausgabe, EVT 29.11.2019). Wenn schon, denn schon, findet der 43-Jährige, der sich für das Fotoshooting mit Weihnachtsmütze und Zuckerstange ablichten ließ : "Ich bin ein Weihnachtsspießer."
Auch muslimische Feste wie das Fastenbrechen und das Opferfest sind Ramadan wichtig. "Da kommen auch alle zusammen, und es wird viel gegessen. Wobei Weihnachten für mich intensiver ist, wegen der ganzen Prozedur von Plätzchenbacken über Geschenke unterm Baum bis hin zu 'Leise rieselt der Schnee'."
In der Serie "4 Blocks", deren finale Staffel gerade auf TNT läuft, spielt Ramadan das Clan-Oberhaupt Toni Hamady. So überzeugend, dass er seitdem häufig für einen Kriminellen gehalten wird. Ein Umstand, der ihn nervt: "Ich verkauf kein Kokain, und ich nehm kein Schutzgeld. Trotzdem erlebe ich, dass etwa ein Typ von einem Fernsehsender zu mir kommt und fragt: 'In der Sonnenallee werde ich bespuckt, ich hab Stress mit einem Araber, kannst du da nicht mal was klären?' Ich hab nur gesagt: 'Hast du 'ne Klatsche, Alter?'"
Der Deutsche kurdisch-libanesischer Herkunft wurde in Berlin groß, seine Eltern hatten wenig Geld. Er habe sich ausgegrenzt gefühlt. "Alle anderen sind zum Beispiel auf Klassenfahrt gefahren, aber meine Eltern konnten sich das nicht leisten, und deshalb bin ich für diese Zeit jedes Mal in die Parallelklasse gekommen. Es war oft schwierig für mich. Als Kind war ich total darauf fixiert, mir zu sagen: "Es wird besser, die Türen gehen irgendwann auf, Kida, bleib dran, du kommst noch zum Lachen."
Nachdem er mit 16 die Schule verlassen und ein halbes Jahr bei seinem Großvater in Beirut gelebt hatte, ging Ramadan zur Bundeswehr: "Das war scheiße für mich. Ich war der Auffälligste im Stab. Alle waren blond, und ich war der einzige Araber." Er habe immer wieder Streit mit seinen Zimmergenossen gehabt. Mal sei es um verlorenes Pokergeld gegangen, mal um nichts. "Da haben mich einige immer wieder schikaniert. Einmal sind sie ohne Grund zu dritt oder zu viert auf mich los, als ich geschlafen habe, und haben mich verprügelt. Ich habe mich gewehrt, und einer von ihnen hat auch ordentlich was abbekommen, aber ich hatte keine Chance", sagt Ramadan im Interview mit dem Magazin der Deutschen Bahn. Nach zwei Tagen sei er zum Bundeswehrzahnarzt gegangen und habe sich einen gesunden Zahn ziehen lassen, um zumindest für eine kurze Zeit wegzukommen.
Quelle: DB MOBIL (ots)