Politologin befürchtet "mehr Lügen" im Bundestagswahlkampf
Die Direktorin der Akademie für politische Bildung Tutzing, Ursula Münch, befürchtet nach dem Wahlsieg von Donald Trump Auswirkungen auf den kommenden Bundestagswahlkampf. "Auch die politische Auseinandersetzung in Deutschland wird sich auf mehr Lügen und Lügner einstellen müssen", sagte sie dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Nach Münchs Ansicht hat eine falsche Wahlkampfstrategie von Kamala
Harris zur Niederlage der Demokraten beigetragen. Daraus müssten auch
deutsche Parteien lernen. Münch sagte dem RND: "Harris und ihr Team
haben ständig die Gefahr von Trump für die Demokratie betont. Und ich
sage es schon lange, auch mit Blick auf deutsche staatstragende
Parteien: Das verfängt nicht. Im Gegenteil: Bei den Wählern, die den
Extremisten wohl gesonnen sind, kommen diese Argumente nicht an. Die
nehmen die Aufgaben der Politik anders wahr, und es ist ihnen
letztendlich auch egal, ob Minderheitenrechte verletzt werden oder
nicht."
Harris habe nicht punkten können, "weil das Thema
Inflation die Leute viel mehr beschäftigt als das Thema Demokratieerhalt
oder der Umgang mit dem Supreme Court oder mit was auch immer", sagte
Münch. "Das ist alles viel zu abstrakt. Auch die Demokratie ist den
Leuten zu abstrakt."
"Der Geldbeutel, der eigene Geldbeutel, ist
das nächste. Und wenn Trump behauptet, dass er die Wirtschaft retten
könne im Sinne seiner Anhängerschaft und jemand anderem ihm entgegenhält
ja, aber dabei lässt er die Demokratie verkommen - dann gilt das nicht
als Gegenargument." Das sei aus Sicht der politischen Bildung, aus Sicht
der Demokratietheorie ganz bedauerlich. "Aber ich kann es nicht ändern.
Das sind die Prioritäten, und die sind in Europa doch nicht anders als
in den USA."
Die "staatstragenden Parteien" müssten "den Menschen
zumindest einen Teil ihrer Sorgen nehmen und ihnen sehr viel stärker
das Gefühl geben, dass auch sie nicht nur daher schwätzen und die
anderen, die nicht staatstragend sind, verunglimpfen können", sagte
Münch, "sondern dass sie auch was zustande bringen: In der
Wirtschaftspolitik, bei der Kontrolle der Migration. Und daran hapert es
halt ganz elementar."
Quelle: dts Nachrichtenagentur