Kurt Krömer: Die Schwermut ist immer schwerer geworden
Archivmeldung vom 11.03.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićSchauspieler und Komiker Kurt Krömer (47) spricht offen wie nie über die Zeit seiner schweren Depression. "Es war die Hölle", sagte er im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Du bist zehn Stunden am Nachdenken, du denkst immer weiter, und du hörst nicht auf, für den Depressiven gibt es keine Lösung."
Die Schwermut sei immer schwerer geworden. "Gleichzeitig liegst du dann den ganzen Tag im Garten und denkst: Vielleicht bist du faul. Vielleicht fühlt sich so auch einfach Sterben an. Dass man einfach liegt, und der Heilige Geist geht aus dir raus, und du bist halt tot."
Krömer absolvierte 2020 einen achtwöchigen Aufenthalt in der Tagesklinik, den er nach vier Wochen planmäßig für seine Show "Chez Krömer" unterbrach. "Friedrich Küppersbusch, der Produzent, hatte zu mir gesagt: Komm, das lassen wir, geh in die Klinik, ist kein Problem, wir machen im nächsten Jahr weiter. Das Management hat das auch gesagt, Kollegen, Freunde, alle", berichtete der 47-Jährige. "Aber ich war so stur, dass ich gesagt habe: Ich lasse mir von der Depression nicht vorschreiben, ob ich jetzt arbeiten gehen darf oder nicht." Die Ärzte hätten ihn am Anfang schon gefragt, ob er das für eine gute Idee halte, hätten dann aber gesagt: "Ja gut, machen Sie es."
In seinem neuen Buch "Du darfst nicht alles glauben, was Du denkst" beschreibt Krömer, wie er die Zeit in der Klinik erlebte und aus der Depression herausfand. "Wenn du 30 Jahre in der Vergangenheit zurückgehst und merkst, wie viel verkorkste Zeit dabei ist, dann belastet dich das. Und für mich war klar: Ich möchte das nicht schlucken und mit mir selber ausmachen", so der Comedian. "Das ist eigentlich in erster Linie so ein Ego-Ding." Außerdem könne er aber mit seinem Buch Leuten helfen, die sich in seinen Schilderungen vielleicht wiedererkennen.
Krömer kritisierte, dass die Strukturen in Deutschland teilweise von Natur aus depressiv seien. "Die Leute kriegen am Sonntagabend schon schlechte Laune, weil sie denken: Scheiße, morgen muss ich wieder zur Arbeit, da brüllt mich der Chef wieder an, sagt, dass ich nichts leiste, ich habe Angst, dass er mich rausschmeißt, hab Existenzängste... Die Strukturen in diesem Land, die sind schon in Teilen depressionsfördernd."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)