Manfred Lütz: Helfen macht glücklich
Archivmeldung vom 19.03.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittManfred Lütz, Psychiater und Bestsellerautor ("Wie Sie unvermeidlich glücklich werden"), hält die Ratgeberliteratur zum Thema "Glück" für absurd: "Bevor ich mein Glücksbuch geschrieben habe, habe ich nicht systematisch Ratgeber gelesen, um nicht unbewusst zu plagiieren. Erst danach habe ich diese Bücher gelesen, und es war wirklich schrecklich", sagte der 62-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
"Da gibt es zum Beispiel ein ,World Book of Happiness': 200 Glücksspezialisten aus allen Ländern der Welt beschreiben da auf jeweils zwei, drei Seiten, was sie für das Glück halten. Das sind 400 anstrengende Seiten, und zu 95 Prozent sind das reine Banalitäten. Zum Beispiel, man sollte mal ausspannen und Freundschaften pflegen." Problematisch sei an Glücksratgebern auch, dass diese sich auf die Produktion von Glücksgefühlen fokussierten: "Glück ist kein Ego-Trip. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Unser Dorf hier im Rheinland ist glücklicher, seit wir Flüchtlinge haben, weil viele Menschen, die bislang nur ihre Rente aufgezehrt haben, jetzt Deutschkurse geben oder Flüchtlinge zum Arzt begleiten. Es gibt viel mehr Kommunikation im Dorf, man sieht mehr lächelnde Gesichter. Menschen in Not zu helfen erlebt man als in sich sinnvoll, und das macht glücklich."
Erfolg ist nach Meinung des Autors nicht notwendig für ein gelingendes Leben, das habe er auch seinen Töchtern mit auf den Weg gegeben: "Wir haben unseren Töchtern Glück gewünscht, aber keinen Erfolg. Man soll die Fähigkeiten, die man mitbekommen hat, fleißig einsetzen, und ob man dann damit Erfolg hat, das hängt von so vielen Zufällen ab. Das ist nicht wirklich wichtig."
Seine Bücher schreibt Lütz im Urlaub: "Für ein Buch brauche ich so zwischen vier und sechs Wochen. Die letzten Bücher sind in Venedig entstanden. Über Tag fahre ich mit einem Boot durch Venedig, weil ich die Stadt sehr liebe. Wenn mir Ideen kommen, notiere ich sie auf einem Zettel und abends schreibe ich dann."
Trotz seines Erfolges als Autor ist es für Lütz undenkbar, seinen Beruf als Psychiater und Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln aufzugeben. Nur noch Bücher zu schreiben sei langweilig: "Da hat man dann nichts mehr, worüber man schreiben kann, und dreht sich nur noch um sich selbst. Ich finde es immer noch interessant, im Krankenhaus tätig zu sein. Durch den Kontakt zu den Patienten behält man auch eine gewisse Erdung."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)