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Gerichtsurteil: NDR gewinnt gegen "KiK" - Neue Doku zeigt erstmals urteilsrelevante Beweise

Archivmeldung vom 03.08.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.08.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
KiK Textilien und Non-Food GmbH
KiK Textilien und Non-Food GmbH

Der Norddeutsche Rundfunk hat sich im Rechtsstreit mit dem Textildiscounter KiK vor dem Hamburger Landgericht im Wesentlichen durchgesetzt. Der NDR darf laut Gerichtsbeschluss vier Arbeiterinnen aus Bangladesch auch weiterhin als "KiK-Näherinnen" bezeichnen. Diese Näherinnen nehmen eine zentrale Rolle in der Beweisführung des Films "Die KiK-Story" ein. Der NDR strahlte diese Folge von "Panorama - die Reporter" am 7. April aus.

In der TV-Reportage zeigte Reporter Christoph Lütgert KiK-Näherinnen in Bangladesch, die unter menschenunwürdigen Bedingungen für den Textildiscounter arbeiteten. KiK reagierte auf die damalige Ausstrahlung mit verschiedenen Unterlassungsbegehren und versuchte so, die weitere Verbreitung des Filmes zu stoppen. Dies gelang schon damals in vielen Punkten nicht, an einer wichtigen Stelle jedoch konnte sich KiK zunächst durchsetzen: Das Landgericht Hamburg entschied am 21. Mai, der NDR dürfe nicht weiter behaupten, die vier Näherinnen seien aktuell für die KiK GmbH oder ihre Zulieferfirmen tätig oder tätig gewesen. Entscheidend für die Gerichtsentscheidung waren eidesstattliche Versicherungen von KiK-Mitarbeiterinnen aus Deutschland, wonach die fraglichen Näherinnen in Bangladesch angeblich nicht mehr für KiK arbeiteten. Diese eidesstattlichen Versicherungen beruhten im Wesentlichen auf Hörensagen, doch vor Gericht reichte das vorerst aus. KiK hatte sich nach dem Sieg in diesem Punkt (sowie zwei weiteren nachgeordneten Randaspekten) in einer Pressemitteilung gebrüstet, man sei "froh, dass derartige fehlerhafte journalistische Behauptungen und Recherchen in Deutschland geahndet und untersagt werden".

KiK löste mit diesem Etappensieg weitere Recherchen von "Panorama - die Reporter" aus, die letztendlich zur Umkehr der Entscheidung führten. Reporter Christoph Lütgert reiste erneut nach Dhaka, um weitere Beweise dafür zu finden, dass die vier Frauen Näherinnen für KiK waren oder sogar noch sind. Dies gelang eindrucksvoll: Alle Details ließen sich vor Ort verifizieren, die Näherinnen gaben eidesstattliche Versicherungen ab. Schließlich gelang es Reporter Lütgert sogar, an den Arbeitsplatz einer der Näherinnen - eine Fertigungshalle in Dhaka - zu gelangen. Dort konnte er zahlreiche Produkte mit KiK-Label filmen. Das Landgericht Hamburg würdigte die vorgelegten weiteren Beweise des NDR und nahm daraufhin das Ausstrahlungsverbot per Urteil zurück.

Auch eine Reihe anderer von KiK vor Gericht bestrittener Rechercheergebnisse darf der NDR weiter verbreiten, etwa die Aussage, in einer Filiale habe sechs Winter lang die Heizung nicht funktioniert, oder das Rechercheergebnis aus dem Film, wonach KiK mit dem Ergee-Label Billigsocken aus Billigländern zu Markenware veredele. Erfolgreich war KiK dagegen etwa in dem Punkt, der NDR dürfe aus Gründen des Urheberrechts ein bestimmtes Foto des KiK-Chefs Stefan Heinig nicht verbreiten, das einer KiK-Mitarbeiterzeitschrift entnommen war.

Die neuen Beweise präsentiert das NDR Fernsehen am Mittwoch, 4. August, um 22:30 Uhr in einer neuen Folge von "Panorama - die Reporter". Zuvor läuft am selben Abend die umfassende "KiK-Story" im Ersten in der Reihe "ARD-exclusiv" um 21:45 Uhr.

Quelle: NDR

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