"Tatort"-Star Wotan Wilke Möhring: "Mein Vater fehlt mir immer noch"
Archivmeldung vom 09.05.2018
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Freigeschaltet durch André OttWotan Wilke Möhring, seit 2013 als Kommissar Thorsten Falke "Tatort"-Ermittler, vermisst bis heute seinen Vater Heiko Möhring, der 2004 in Gegenwart des Sohns bei einem Unfall starb. "Ich bin am Grab meines Vaters zusammengebrochen. Plötzlich war der weg, richtig weg in der Urne, und ich dachte: Das kann nicht sein", sagte der Schauspieler jetzt dem stern.
Trotz aller Nähe waren die politischen Ansichten von Sohn und Vater allerdings sehr unterschiedlich. Wotan Wilke Möhring bedauert, dass er in einem 2017 gesendeten "Tatort" nicht dagegen halten durfte, als Kommissar Falke es mit einer rechtspopulistischen Politikerin zu tun hatte. "Das ist mir beim Drehen sehr schwer gefallen, immer nichts zu sagen und stillzuhalten", sagte Möhring dem stern.
Möhrings Vater hingegen hatte Verbindungen in die rechtsextreme Szene. Als er starb, widmete ihm die inzwischen vom Innenministerium verbotene "Heimattreue Deutsche Jugend" (HDJ) einen Nachruf. Dort heißt es, Heiko Möhring sei "Förderer, Ratgeber und Kamerad" gewesen und "aufrechter Kämpfer für unser geknechtetes Volk". Sein Sohn sagte dem stern, er habe den Vater von ganz anderen Seiten kennengelernt. Er wisse aber, dass der Vater "sich sowohl akademisch als auch privat sehr mit der Zeit des 'Dritten Reichs' beschäftigt hat".
Auf die Frage, warum der Vater das wohl getan habe, sagte Möhring dem stern: "Was sein Motiv dafür war? Das war für mich immer gefühlt all das, was er nicht seinen eigenen Vater fragen konnte, weil der an der Ostfront erschossen wurde, als er selbst noch ein kleiner Junge war. Ich glaube, er hat da eine Vätergeneration glorifiziert. Mein Vater hatte nichts von seinem Vater. Es gab nur alte Münzen und ganz wenige Fotos - von einem Mann in Uniform."
Quelle: Gruner+Jahr, STERN (ots)