Non-Profit-News: 56 Prozent ideologisch gefärbt
Archivmeldung vom 29.07.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer harte Sparkurs der traditionellen Medienindustrie hat im Bereich der Nachrichtenberichterstattung zu einer wahren Flut an alternativen News-Quellen im Internet geführt. Die neuen Seiten, die oft auf Non-Profit-Basis arbeiten und mittlerweile eine beträchtliche Zahl von Lesern anlocken, bestechen inhaltlich aber zumeist durch eine sehr einseitige Art des Berichtens. Einer aktuellen Untersuchung von Pew Research zufolge sind mit 56 Prozent mehr als die Hälfte derartiger Webseiten eindeutig ideologisch eingefärbt und spiegeln dies auch in ihren Themen und Inhalten wieder.
"Das Internet hat die Möglichkeiten des Einzelnen zur Nachrichtengewinnung dramatisch erweitert. Zusätzlich zu den klassischen Medienhäusern haben sich unzählige neue News-Portale im Netz etabliert, bei denen nicht immer klar ersichtlich ist, wer der Betreiber ist und welche Interessen dieser vertritt", erklärt Hendrik Zörner, Sprecher des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) http://www.djv.de , im Gespräch mit pressetext. Auch in Deutschland gebe es mit Sicherheit einige Seiten, die in diese Kategorie fallen würden. Konkrete Namen wolle Zörner aber nicht nennen.
Weniger Content und Transparenz
Wie die Pew-Research-Analyse zeigt, werden die ideologisch besonders stark geprägten News-Seiten in den meisten Fällen lediglich von einer einzelnen Organisation betrieben. Die entsprechenden Nachrichtenangebote tendieren außerdem dazu, weniger Content zu produzieren und in puncto Transparenz sehr sparsam mit Informationen in Bezug auf den tatsächlichen Betreiber und die Bereitstellung der finanziellen Mittel umzugehen. Seiten mit einer eher ausbalancierten Berichterstattung haben dagegen mehrere klar ersichtliche Förderer und behandeln ein breiteres Themenspektrum.
"Im Grunde genommen ist es die Aufgabe des Lesers, sich darüber zu informieren, wer für die Veröffentlichung von Nachrichtenmeldungen verantwortlich ist", betont Zörner. Bei den klassischen Angeboten sei dem Nutzer aber ohnehin zumeist von vornherein klar, wer im Hintergrund die Fäden zieht. "Bei kleineren Portalen fällt diese Zuordnung schon schwerer", so der DJV-Sprecher, der für News-Konsumenten im Web noch einen wichtigen Tipp parat hat: "Man sollte sich niemals auf eine einzelne Nachrichtenquelle verlassen, sondern stets versuchen, mehrere Quellen zu nutzen, um sich ein möglichst umfassendes und objektives Bild der Sachlage zu verschaffen."
Nur zwei Prozent der Artikel "fair"
Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen, haben die Wissenschaftler von Pew Research insgesamt 46 nationale und bundesstaatliche Non-Profit-Nachrichtenportale unter die Lupe genommen. Das ernüchternde Ergebnis: Nur lediglich zwei Prozent aller untersuchten News-Artikel, die ein kontrovers diskutiertes Thema behandeln, weisen eine "faire Berichterstattung" auf, der sowohl die Pro- als auch die Kontra-Argumentation zu Wort kommen lässt.
Quelle: www.pressetext.com / Markus Steiner