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Deutsche Tagespresse: Vielfalt schrumpft weiter

Archivmeldung vom 19.03.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.03.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Auflagenentwicklung in der Tagespresse 2001-2012
Quelle: Karte: IfL 2013 (idw)
Auflagenentwicklung in der Tagespresse 2001-2012 Quelle: Karte: IfL 2013 (idw)

Die Zahl der deutschen Abonnementzeitungen und die verkauften Auflagen sind seit Jahren rückläufig. Viele Verlage versuchen mit redaktionellen Kooperationen Kosten zu senken, um am Markt zu bestehen. Der Leipziger Medienforscher Dr. Tobias D. Höhn hat die jüngeren Entwicklungen in der Zeitungsbranche analysiert. Zusammen mit aktuellen Karten und Grafiken des Leibniz-Instituts für Länderkunde sind die Ergebnisse jetzt auf http://aktuell.nationalatlas.de nachzulesen.

Die Abwärtsentwicklung der deutschen Tagespresse hält an: Von 1989 bis 2012 ist die Zahl der Abonnementzeitungen von 387 auf 322 gesunken. Viele von ihnen verfügen über keine eigene Vollredaktion, sondern übernehmen den überregionalen Teil von einer der insgesamt 120 Zeitungen mit einer sogenannten Mantelredaktion. Die Verkaufsauflage des Mantelteils weist ebenfalls großflächige Verluste von bis zu 50 Prozent aus. Nur wenige Regionalzeitungen wie der in Bamberg erscheinende Fränkische Tag, die Marburger Oberhessische Presse oder die Neue Osnabrücker Zeitung konnten ihre Auflage gegen den allgemeinen Trend steigern.

Die größten Auflagenverluste sind in Ostdeutschland zu verzeichnen. Dr. Tobias D. Höhn vom Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig führt den Rückgang auf die hohe Abwanderung und ein geringeres Wirtschaftswachstum zurück. Wie seine Auswertungen ergaben, sind in Westdeutschland die Verkaufszahlen vor allem in den Ballungsräumen und Großstädten eingebrochen – „möglicherweise als Folge der wachsenden Zahl von prekären Einkommensverhältnissen“, so der Journalistikwissenschaftler. Zudem hätten sich die Nutzungsgewohnheiten im Zeitalter der elektronischen Medien „gravierend zum Nachteil der gedruckten Zeitung“ verändert.

Eine vergleichsweise enge Leser-Blatt-Bindung ist in den ländlichen Räumen zu beobachten. Viele Verleger und Zeitungsmacher splitten darum die bestehenden Ausgaben, um Inhalte aus dem nahen Umfeld der Nutzer zu präsentieren und örtliche Anzeigen einzuwerben. Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport werden meist von einer zentralen Redaktion produziert, um die Kosten zu senken.

Dr. Tobias D. Höhn beurteilt die wachsende Konzentration kritisch: „Mit der Zunahme der redaktionellen Kooperationen schwindet die publizistische Vielfalt.“ Panikmache sei aber fehl am Platz. „Auch in früheren Jahrzehnten sind Zeitungen vom Markt verschwunden, und mit crossmedialen Strategien und journalistischer Qualität können starke Printtitel auch zukünftig ihre Attraktivität und Meinungsführerschaft erhalten“, so der Leipziger Medienforscher.

Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde (idw)

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