Scholz will Gesprächspartner in Talkshows nicht unterbrechen
Archivmeldung vom 19.06.2013
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtOlaf Scholz (SPD), Erster Bürgermeister von Hamburg, weigert sich, in Talkshows seine Gesprächspartner zu unterbrechen. "Ich habe nichts gegen Talkshows im Fernsehen, aber ich nehme wahr, dass sich die Macher dieser Sendungen entschieden haben, die Unterhaltungskomponente in den Mittelpunkt der Auswahl der Teilnehmer, der Themen und der Gesprächsführung zu stellen", sagte Scholz der Wochenzeitung "Die Zeit".
Er sage den Moderatoren stets auf die Gefahr hin, nie wieder eingeladen zu werden: "Ich unterbreche meine Gesprächspartner nicht - wenn Sie mich nicht drannehmen, sage ich die ganze Sendung nichts", so Scholz. "Aber alle wissen, dass ich mich so eisenhart daran halte, dass ich schon drangenommen werde."
Scholz kann wehleidige Politiker nicht ausstehen
Olaf Scholz hat Politiker scharf kritisiert, die sich im Umgang mit Medien wehleidig zeigen. "Ich kann Politiker, die darüber heulen, dass das Leben so schwer sei, nicht ausstehen", sagte Scholz der Wochenzeitung "Die Zeit". "Und deswegen gefällt es mir auch, dass Peer Steinbrück trotz aller Schwierigkeiten tapfer bleibt."
Sein Grundsatz sei immer gewesen: "Don`t complain, don`t explain. Beschwere dich nicht darüber, was war - und erkläre es auch nicht", so Scholz weiter. "Das habe ich ohne Ausnahme durchgehalten." Scholz warnte Politiker und Medien davor, sich von der realen Welt außerhalb von Berlin-Mitte weiter abzukoppeln. Politiker und Journalisten formten in Berlin "eine sehr kleine Gemeinschaft", die ständig gefährdet sei, "das, was man sich untereinander zu sagen hat und was man voneinander denkt, für ein Abbild der Welt zu halten", sagte Scholz. Zudem kommunizierten Journalisten und Politiker auf eine Art miteinander, "die viele Bürger außen vor lässt". Scholz ermahnte Politiker und Medien dazu, "niemals zynisch zu werden".
Zynisch würden sie immer dann, "wenn sie zum Beispiel jemanden bewundern, der nicht die Wahrheit spricht", sagte Scholz. "Wenn sie jemanden gut finden, der damit durchkommt. Wenn sie Politiker durchkommen lassen, die bloß eine Methode gefunden haben, sich öffentlichkeitswirksam zu inszenieren und sie dadurch zum ,Helden` verklären." Wer etwas gegen den Verdruss der Bürgerinnen und Bürger machen wolle, dürfe nicht zynisch sein. "In dieser Frage bilden Journalisten und Politiker eine Schicksalsgemeinschaft", so Scholz.
Quelle: dts Nachrichtenagentur