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junge Welt: junge Welt gibt keine Informationen an Behörden weiter

Archivmeldung vom 05.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
junge Welt
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Ohne Quellenangabe behauptet Julia Haak in der Berliner Zeitung (Mittwochausgabe), ein Journalist der Tageszeitung junge Welt habe im Zusammenhang mit der Räumung eines besetzten Hauses in der Brunnenstraße im November 2009 eine E-Mail eines Informanten an die Pressestelle der Polizei weitergeleitet, "um zu ergründen, was es damit wohl auf sich habe. Seine Quelle schützte er nicht." Ähnlich der Tenor von Norbert Siegmund in der rbb-Abendschau. Konrad Litschko wiederum gibt in der taz ("Seltsame Mail an linkes Projekt") Aussagen eines Polizeiermittlers vor Gericht wieder: "Die E-Mail sei ihnen erst nach der Räumung in die Hände geraten, als ein Journalist der jungen Welt bei der Pressestelle dazu Nachfragen stellte."

Uns besonders "eng verbundene" Internetportale spitzen zum Verratsvorwurf zu: "junge Welt brachte Polizei auf Spur eines Informanten" schlagzeilte etwa Patrick Gensing in "publikative.org". Die junge Welt firmiert bei ihm als "linksdogmatische Zeitung". Benjamin Krüger vom BAK Shalom der Linksjugend weiß auf Facebook schließlich: "Offenbar hat die junge Welt einen Informanten an die Polizei verraten. Unglaublich."

Keiner hat bei dieser Zeitung oder dem fraglichen Kollegen vor der Veröffentlichung nachgefragt. Tatsache ist: Die junge Welt gibt keine Informationen an Behörden weiter. Nachfragen seitens der Polizei oder anderer Stellen müssen an die Chefredaktion oder die Geschäftsführung weitergeleitet werden. Mitarbeitern, die gegen diese eklatanten Grundsätze journalistischer Arbeit verstoßen, wird fristlos gekündigt.

Eben diese Grundsätze wurden beachtet. Das versicherte am Donnerstag der Kollege, der seit mehr als einem Jahr nicht mehr bei junge Welt arbeitet, auf unsere Nachfrage. Im übrigen verweisen wir darauf: Nach dem Publikmachen der E-Mail durch das Projekt "Brunnen 183" im Internet und dem jW-Bericht am 3. Dezember 2009 ("Großeinsatz nach Plan oder Panne? Vor der Räumung des alternativen Wohnprojekts Brunnenstraße 183 in Berlin erhielten die Bewohner dubiose Warnungen. Polizei kündigt Prüfung an") hatte das Berliner Landeskriminalamt die Redaktion über Monate mit Anfragen belästigt und bedrängt, das fragliche Schreiben herauszurücken, was in jedem einzelnen Fall mit Verweis auf die genannten journalistischen Grundsätze abgelehnt wurde.

Quelle: junge Welt (ots)

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