Bruckner: Weltbekannter Komponist – leidenschaftlicher Oberösterreicher
Archivmeldung vom 25.07.2023
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićMit der 200. Wiederkehr des Geburtstages von Anton Bruckner im nächsten Jahr wird nicht nur ein Komponist von Weltrang gefeiert, sondern auch ein leidenschaftlicher Oberösterreicher, der seinem Heimatland innig verbunden war. Dies berichtet das Portal "AUF1.info".
Weiter berichtet das Portal: "„Der Toni war tatsächlich ein begeisterter Oberösterreicher“, bescheinigen Bruckner-Experten dem bekannten Tonsetzer aus Ansfelden, und dies nicht nur, weil er dort am 4. September 1824 zur Welt gekommen war.
Von da an lebte Bruckner nämlich nur zu gern in seinem Heimatland und in dieser Hinsicht dürfte er sich mit dem Text der letzten Strophe des „Hoamatgesangs“ von Franz Stelzhamer, eines oberösterreichischen Mundartdichters und Zeitgenossen, in totaler Übereinstimmung befunden haben: „Dahoam is dahoam/Wannst net fort muaßt, so bleib/Denn d'Hoamat is ehnter/Der zweit Muaderleib.“
„Wannst net fort muaßt, so bleib!“
In seinem Oberösterreich hat sich Bruckner überall sauwohl gefühlt, ausgenommen vielleicht die Zeit seines Aufenthaltes in Windhaag, was jedoch persönliche Gründe hatte, die in der Person seines damaligen Vorgesetzten zu suchen waren. Die Landschaft des Mühlviertels aber mochte Bruckner, auch wenn er dem, was er in seinem Leben so schätzte, in Kronstorf dann doch näher war. Dort wähnte er sich dann gar „wie im Himmel.“ Das galt wohl auch für den größten Teil des ihn umgebenden Rest-Oberösterreichs. Weg aus diesem Bundesland wollte Bruckner eigentlich nie, und er verließ es auch nur, wenn es unbedingt sein musste. Schwer war ihm das Herz dabei allemal.
Als er 44jährig, aus „Karrieregründen“ nach Wien zog, verabschiedete er sich auf besonderes Weise von Linz. Denn dort war 1864 seine d-moll-Messe im Dom uraufgeführt worden – sein erstes großes Werk, das zu seinem späteren Ruhm beitragen wird. Fortzugehen und seinen jeweiligen Aufenthaltsort zu verlassen fiel dem Anton tatsächlich nie leicht. Um sich für seine Reise nach Wien quasi selbst einen Ruck zu geben, schnitzte er auf der Rückseite der Orgel im Linzer Dom wehmütig die Worte „Lebe wohl“ in das Holz ein. Sie sind dort noch heute hinter einer Glasscheibe zu sehen.
Bruckner ängstigte sich vorm Leben in Wien
In Wien zu leben war für Buckner beängstigend, weil unbekanntes Terrain und daher voller Gefahren, wie er vermutete, und seine diffusen Befürchtungen waren letztlich auch nicht unbegründet. Weil sich der Komponist meist ein wenig ungelenk, mitunter seltsam und oft naiv verhielt, wie der einstmals führende deutsche Musikkritiker Joachim Kaiser konstatierte, ahnten die Wiener kaum, dass unter ihnen ein Genie lebte.
Man verkannte dieses Genie lange Zeit, zumal Bruckner auch einer der wenigen Komponisten war, „der vom Land kommt“, erläutert Norbert Trawöger, der künstlerische Leiter des Linzer Bruckner-Orchesters und Leiter für das Brucknerjahr 2024. Seine oberösterreichischen Wurzeln hat der Komponist aus dem heutigen Zentralraum auch auf dem glatten Wiener Parkett natürlich nicht verleugnet.
Vater wollte kein „Wunderkind“ a la Mozart
Bruckner war der Sohn eines einfachen Lehrers aus Ansfelden, welches damals noch ein kleines Dorf vor den Toren von Linz war. Dort wuchs der Toni in schlichten Verhältnissen auf. Schon früh, heißt es, habe der Vater das musikalische Talent seines Buben entdeckt, dennoch sollte er wie sein Papa ein Schulmeister werden und allenfalls noch als Organist wirken. Der Vater förderte jedoch Tonis Begabung, ohne ihn aber als „Wunderkind“ nach dem Beispiel Mozarts zu vermarkten.
Nach dem Tod seines alten Herrn wurde Toni Sängerknabe im Stift St. Florian. Das Kloster ist nur sechs Kilometer von Ansfelden entfernt und schon seit einiger Zeit führt dorthin ein Wanderweg, der nach Bruckner und seinen Werken benannt und beschildert ist. Auf ihm sollen sich im nächsten Jahr – so die Hoffnung der Brucknerjahr-Jubiläumsveranstalter – möglichst viele Touristen bewegen.
Auch den Landler schätzte Bruckner sehr
Nach seiner Zeit als Sängerknabe bereitete sich Bruckner ab Anfang der 1840er-Jahre für das höhere Lehramt vor und fand sich nur wenig später als Schulgehilfe in Windhaag bei Freistadt wieder. Anschließend ging er in selber Funktion nach Kronstorf. Weil der Anton auch ein hervorragender Orgelspieler war, kam er von seinen jeweiligen Dienstorten aus auch viel in Oberösterreich herum: Perg, Linz, Bad Goisern, Steyr, Bad Kreuzen, Bad Ischl und Hörsching waren neben Ansfelden und St. Florian die Hauptstationen seines Wirkens, zu denen im nächsten Jahr auch viele Bruckner-Fans pilgern werden, hoffen die Jubiläumsjahr-Gestalter.
Während seiner Windhaager und Kronstorfer Zeit wirkte der traditionsbewusste Bruckner auch häufig als Landlergeiger, denn die Ruden – so heißen die Volkstanzgruppen – waren im Land hoch angesehen, wie jedermann wusste, und auch weit verbreitet. Als Lohn für die Tätigkeit als Landlergeiger gab es traditionell einen Schweinsbraten, weshalb der Volksmund diese Leute auch „Bratlgeiger“ nannte.
Nach fröhlichem Fest Rauswurf aus Stift riskiert
Genüssen gegenüber war Bruckner nicht abgeneigt und an Feiertagen wie beispielsweise beim Fest der heiligen Cäcilia, der Schutzpatronin der Musik, oder bei anderen Gelegenheiten kam es schon einmal vor, dass er sich einen hinter die Binde goss, wie man so zu sagen pflegt. Damit zog sich Bruckner eines Tages den Zorn des Herrn Prälaten des Stiftes St. Florian zu, der schimpfte und drohte: „Wenn der Bruckner das Wirtshausgehen nicht aufgibt, werf‘ ich ihn mitsamt seiner Orgel hinaus.“
Soweit kam es dann doch nicht, denn ebenso gern wie ins Wirtshaus gingt der Anton auch mit seinen geistlichen Freunden, den Padres von Kremsmünster, zum Eisstockschießen, was eine Art winterlicher oberösterreichischer „Nationalsport“ ist. Von Freunden ließ er sich sommers einmal auch auf die Burg Altpernstein im Kremstal tragen und dort ohne Kerze in ein Verließ sperren, was offenbar eine Riesengaudi für ihn war, auf jeden Fall aber eine Erfahrung.
Sein letzter Wille: Heim nach Oberösterreich
Derartige Vergnügungen dürfte Bruckner in seinen Wiener Tagen schmerzlich vermisst haben. Dafür ging es aber mit seiner Komponiertätigkeit gut voran und am Ende seines 72jährigen Lebens, das ihm für Frauen keine Zeit ließ, wie er sagte, wird er mehr als neun Symphonien und zahlreiche andere musikalische Werke, darunter auch Messen, zu Papier gebracht haben.
Mehrere Konzertreisen haben ihn auch ins Ausland geführt und Bruckner schien zu befürchten, dass er Oberösterreich möglicherweise nie mehr wiedersehen könnte. Weise und vorsichtshalber verfügte er daher als seinen letzten Willen, die Rückkehr seines Leichnams in seine Heimat nach Oberösterreich und dessen Bestattung unter der Orgel in der Kirche des Stiftes St. Florian, wo er heute tatsächlich begraben ist.
Opernkomponist Richard Wagner war Bruckners Idol
Dass Anton Bruckner auch ein großer Freund von Wagner-Opern war, ist in der Öffentlichkeit weniger bekannt. Ihn faszinierte der Stil des Bayreuther Meisters, der zu seinem Idol wurde. Bruckner widmete Richard Wagner daher seine 3. Symphonie und teilte ihm dies anlässlich eines Besuchs bei dem berühmten Opernkomponisten in Bayreuth auch mit.
Wagner ließ danken, hat sich aber für die Werke seines österreichischen Kollegen nicht im Geringsten interessiert. Dafür lauscht heute die ganze Welt ergriffen Bruckners Kompositionen. Vor allem seine IX. Symphonie hat es vielen Menschen angetan. „In ihr verschmelzen harmonischer Daseinsrausch und fieberhafte Panik fast ununterscheidbar“, schwärmte der Musikkritiker Joachim Kaiser. Noch an seinem letzten Lebenstag am 11. Oktober 1896 arbeitete Bruckner an den Skizzen für den Schlusssatz seiner Neunten, die er „dem lieben Gott“ widmete.
Mehr Informationen:
www.anton-bruckner-2024.at
Quelle: AUF1.info