Kriminologe Helmut Kury: Rückfallquote nach Freiheitsstrafe könnte um zehn Prozent gesenkt werden
Archivmeldung vom 21.06.2014
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Freigeschaltet durch Doris OppertshäuserDer Kriminologe und Gutachter Helmut Kury glaubt, dass die Wirkung von Strafen auf Kriminelle überschätzt wird. Das erklärte er im Interview mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "Neues deutschland" (Wochenendausgabe).
Stattdessen setzt er auf stärkere Resozialisierung durch Hilfe von Psychologen und Sozialtherapeuten. Nur kurzfristig betrachtet, seien diese Maßnahmen teurer als die wiederholte Unterbringung rückfälliger Täter in Haftanstalten. "Nach einer sozialtherapeutischen Behandlung sinkt die Rückfallquote um mindestens zehn Prozent. Aber das ist politisch nicht angesagt. Wenn irgendetwas Schlimmes passiert, wollen Politiker als erstes das Strafrecht verschärfen."
Kury gehört zu den bekanntesten Kriminologen und Gutachtern in Deutschland, jüngst erschien sein Buch "Im Gehirn des Bösen". Im Interview mit "nd" spricht er auch über das Versagen der Gutachter im Fall Gustl Mollath und bezeichnet die im Zuge der Sebastian-Edathy-Affäre geforderte Verschärfung des Strafrechts als nutzlos.
Quelle: neues deutschland (ots)