René Kollo meidet Opernhäuser und fürchtet um Bayreuth
Archivmeldung vom 15.03.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRené Kollo (76) sieht schwarz für die Zukunft der Bayreuther Festspiele. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der Opernsänger, "man will Kintopp auf der Bühne, will ablenken, jede Sekunde einen Witz machen. Das hat mit Wagner gar nichts zu tun." Deswegen seien die Zeiten, in denen jeder Platz im Festspielhaus zehnfach überbucht war, längst vorbei.
Unter anderem lastet er das dem zeitgenössischen Regietheater an: "Eine Tankstelle im ,Rheingold' macht keinen Wagner", sagte er in Anspielung auf Frank Castorfs "Ring"-Inszenierung bei den diesjährigen Festspielen. Es gebe "kein wirkliches Nachdenken über die Stücke".
Überhaupt kann Kollo wenig mit dem derzeitigen Musiktheaterbetrieb anfangen. Die Berliner Opernhäuser meidet er, "weil ich mich jedes Mal ärgere: über diesen Sänger und über das, was passiert, oder über das, was alles nicht passiert." In der Deutschen Oper in Berlin sei er Ehrenmitglied, könne die Generalprobe besuchen und in der Pause gehen. "Aber wenn ich irgendeine Vorstellung besuche, kann ich nicht weg, denn so weit kennt man mich dann doch. Das heißt, ich muss bis zum Schluss bleiben, also bleibe ich lieber gleich ganz weg."
Am liebsten sitzt Kollo ohnehin zuhause "und schreibe an meinen Büchern". Im Mai soll ein neues Buch über seine Bayreuther Zeit in die Läden kommen. Ansonsten pendelt der Tenor zwischen seinem Haus auf Mallorca und Berlin - wenn er nicht gerade Konzerte seiner Abschiedstournee singt: Anderthalb Jahre lang tourt er durchs Land, mit einem unterhaltsamen Programm, aber auch mit Franz Schuberts Liederzyklus "Die Winterreise". Was danach kommt, könne er noch nicht sagen. "Dann werde ich schreiben, dann werde ich auf Mallorca sitzen, auf die Palmen gucken und warten, bis der liebe Gott mich holt."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)