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Recherche auslagern? Geteilte Meinung bei Diskussionsrunde des Presserats

Archivmeldung vom 16.09.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.09.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Jens Bredehorn / pixelio.de
Bild: Jens Bredehorn / pixelio.de

Der Deutsche Presserat hat gestern in Berlin eine Diskussionsrunde zum Thema "Grenzen der Recherche im People-Journalismus - Anforderungen an eine 'lautere' Recherche" veranstaltet. Hintergrund der Veranstaltung waren die Vorwürfe in den Medien über die Methodenwahl eines bekannten Magazins im Rahmen von Rechercheaktivitäten bei prominenten Politikern Anfang dieses Jahres. Zu Gast waren Jürgen Christ, freier Bildjournalist; Dr. Nicolaus Fest, Bild-Chefredaktion; Hans Leyendecker, Redakteur Süddeutsche Zeitung; Andreas Petzold, Chefredakteur des Stern und Patricia Riekel, Chefredakteurin der Bunte.

Unter Leitung von Presserats-Sprecher Bernd Hilder wurde lebhaft über das Thema Recherche und Recherchemethoden gestritten. In Ziffer 4 des Pressekodex heißt es:

Ziffer 4 - Grenzen der Recherche

Bei der Beschaffung von personenbezogenen Daten, Nachrichten, Informationsmaterial und Bildern dürfen keine unlauteren Methoden angewandt werden.

Patricia Riekel betonte in ihrem Eingangsstatement die Wichtigkeit dieser Pressekodexziffer. Gleichzeitig erläuterte sie, dass die Bunte zurzeit an einer eigenen Verpflichtung für ihre freien Mitarbeiter und Agenturen arbeite. Diese Verpflichtung soll sicherstellen, dass sich die freien Mitarbeiter auch an die geltenden Recherchegrundsätze - sowohl ethischer als auch rechtlicher Natur - halten müssen. Riekel wies darauf hin, dass nicht bei allen Themen auf ein Outsourcing von Recherche verzichtet werden könne, die freien Journalisten sich jedoch an journalistische Werte halten und auch von der jeweiligen Redaktion kontrolliert werden müssten. Andreas Petzold stellte klar, dass besonders sensible Recherchen als Kerngeschäft der redaktionellen Arbeit nicht ausgelagert werden dürfen. Seiner Auffassung nach trägt die Chefredaktion immer die Verantwortung - auch für die Arbeit von freien Mitarbeitern und die von diesen angewandten Recherchemethoden.

Hans Leyendecker machte darauf aufmerksam, dass Outsourcing immer die Gefahr berge, dass man die Leute nicht kenne, die man einsetze und nicht wisse, ob diese sich an ethische Grundsätze hielten. Im Übrigen regte er eine Ergänzung der

Rechercheregeln im Pressekodex an. Jürgen Christ, der für viele Magazine und Zeitungen recherchiert, stellte klar, dass er bei seinen Aufträgen stets um eine sehr enge Bindung an die Redaktion bemüht sei. Nur so könne er sicherstellen, dass das, was er in seiner Recherche macht, auch im Sinne der Redaktion ist. Nicolaus Fest stellte den für alle nachvollziehbaren Grundsatz auf, dass der Zweck einer verdeckten Recherche stets gewichtig sein muss. Eine solche sei nur dann gerechtfertigt, wenn mit ihr wichtige gesellschaftliche Themen aufgegriffen werden.

Alle Diskutanten räumten jedoch ein, dass es unterschiedliche Definitionen davon gebe, was von besonderem Interesse ist und was nicht. Für den Pressekodex wurde die Bitte an den Presserat herangetragen, die Ziffer 4, die sich mit den Grundlagen der Recherche befasst, noch genauer zu fassen. Gleichzeitig könne darauf hingewiesen werden, dass auch die Recherchemethoden, die eine ausgelagerte Agentur anwendet, immer in der Verantwortung der Redaktion stehen.

Quelle: Deutscher Presserat

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