Was kommt nach Fernsehen und Internet?
Archivmeldung vom 25.08.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt3-D-Fernsehen ohne Stereobrille, Bildschirme bedienen, ohne sie zu berühren, Videos laden ohne Qualitätsverlust: Das wird in Zukunft zum Standard in der Medientechologie.
Dreidimensional sehen kann der Mensch schon bald nach der Geburt. Das Gehirn
wandelt die zweidimensionalen Bilder, die ihm jedes Auge liefert, zu einem
räumlichen Bild um. Um einen Film in 3-D zu sehen, braucht der Zuschauer bislang
eine spezielle Brille. Das akzeptiert vielleicht noch ein Kinobesucher, zuhause
möchte aber niemand mit 3-D-Brille vor dem Fernseher oder PC sitzen. Das
Multi-User 3-D Television Display des europäischen Konsortiums MUTED macht die
lästige Stereobrille überflüssig: Es reproduziert das natürliche Sehen für drei
bis vier Personen. "Das Display muss immer genau wissen, wo die Augen der
Zuschauer sind", erklärt Klaus Schenke vom HHI, der für den Messeauftritt auf
der IFA verantwortlich ist. "Die Position der Augen entspricht den beiden
Ansichten, aus denen das dreidimensionale Bild aufgenommen oder errechnet wird.
Auf der IFA zeigen wir unser Head-Tracking-System. Das ist ein wesentlicher
Beitrag zum 3-D Tele-vision Display. Denn es ersetzt jegliche Hilfsmittel."
Ausgerichtet wird das Display bislang auf maximal sechs Augen, also drei
Zuschauer. Die Hauptanwendung zielt auf die private Nutzung, "vor allem auf das
3-D-Fernsehen", so Schenke. "Zukünftig wird das Display aber auch im
medizinischen Bereich einsetzbar sein, bei minimal-invasiven Operationen." Es
erfasst dann beispielsweise die unterschiedlichen Positionen von Chirurg,
Assistenzarzt und einer Krankenschwester, so dass alle drei die Operation
gleichzeitig in dreidimensionalen Bildern am selben Bildschirm verfolgen
können.
Neben dem 3-D-Sehen ohne Brille stellt das HHI auf der IFA einen "Touchscreen" vor, der nicht berührt wird. "Herkömmliche Touch-screens sind nur bei kleiner Präsentationsfläche geeignet. Der Betrachter muss alle Informationen aus kurzer Entfernung komplett erfassen können, damit er den Screen mit dem Arm erreicht, wie bei den Fahrkartenautomaten in Bahnhöfen", beschreibt Schenke. Das HHI aber denkt weiter und will Reisenden mehr Informationen wie Lagepläne und Sehenswürdigkeiten auf größerer Fläche zur Verfügung stellen. Dazu hat das Institut einen "virtuellen" Touchscreen entwickelt, den iPoint Explorer. Das "i" im Namen steht für "information", diese wird per Fingerzeig abgerufen. Erfasst werden die Gesten von Kameras am Display. "Dadurch kann der Nutzer bis zu 1,5 Metern entfernt stehen und auch Flächen mit einer Diagonale von 62 Zoll betrachten", sagt Schenke. Zusätzlicher Vorteil: Der iPoint Explorer ist hygienischer, da er nicht von Tausenden berührt wird.
Ein weiteres Forschungsthema des HHI auf der IFA ist die Videokodierung. Videos aus dem Internet zu laden, ist heute nichts Neues mehr, eine technische Herausforderung sind allerdings die vielen digitalen Übertragungswege und Geräte, auf die audiovisuelle Daten übertragen werden können. Vor allem drahtlose Heimnetzwerke werden immer leistungsfähiger und bedeutender. Aber nicht jeder Inhalt lässt sich so einfach sowohl für den Großbildschirm als auch für das Taschenformat verwenden. Für eine optimale Bildqualität muss das Bildmaterial entsprechend angepasst sein. Bei den bisherigen Kodierungsstandards sind alle Parameter wie Bildauflösung oder -größe von vorneherein genau festgelegt und müssen komplett heruntergeladen werden. Das HHI macht die Kodierung nun skalierbar: "Innerhalb desselben Bitstroms stehen mehrere Auflösungen, unterschiedliche Bildfrequenzen und eine variable Bildqualität zur Auswahl", erzählt Karsten Grüneberg, Wissenschaftler am HHI und Mitarbeiter des EU-Forschungsprojekts ASTRALS. "Der Nutzer entscheidet selbst je nach Übertragungsweg oder Endgerät, welche Teile des Bitstroms er übertragen will."
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.