WDR-Intendantin Piel fürchtet sich nicht vor der Konkurrenz von Internet und Bezahlfernsehen
Archivmeldung vom 28.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMonika Piel, 55, und der TV-Produzent Hubertus Meyer-Burckhardt, 50, sprechen in der ZEIT über Medienkonkurrenz in Zeiten von Internetplattformen, Bezahlfernsehen und iPod. "Übers Fernsehen der Zukunft zu reden heißt, übers Internet zu reden", sagt Piel, die neue Intendantin der größten ARD-Sendeanstalt, des WDR.
Wichtig werde künftig die "Markenpflege". Dass Moderatoren wie
Günther Jauch sowohl in der ARD als auch bei RTL zu sehen sind, werde
künftig nicht mehr möglich sein. "Entweder ist einer bei uns oder bei
den Kommerziellen", sagt Piel. Auch Meyer-Burckhardt glaubt, dass
sich der Wettbewerb der Marken im Kampf um die Plätze auf
verschiedenen Bildschirmen verschärfen wird. "Der Lagerfeuer-Effekt,
der Versammlungs-Effekt des Fernsehens", sagt das Vorstandsmitglied
von ProSiebenSat.1 der ZEIT, "wird völlig vorbei sein."
Der Zuschauer im Jahr 2015, so Piel, werde die verschiedensten
Medien gleichzeitig nutzen. "Der Fernsehfreak geht morgens zuerst an
seinen Computer, ruft die Nachrichten der letzten Nacht ab und wird,
ohne hinzuschauen, eine Morgensendung laufen lassen. Beim Warten an
der Haltestelle guckt er auf seinem Handy eine Soap." Dass der
Zuschauer sich heute schon über verschiedene elektronische Portale
selbstständig die Inhalte zusammensuche, die ihn interessieren, sieht
Piel nicht als zwingenden Nachteil für das öffentlich-rechtliche
Fernsehen.
"Die Medienlandschaft wird undurchsichtiger und stellt immer mehr
Ansprüche an die Nutzer - irgendwann werden die Menschen die Nase
davon voll haben." Hier liege die große Chance für seriöse Sender,
die eine massenattraktive Plattform für den gesellschaftspolitischen
Diskurs bereitstellen. Solche Debatten seien für die Demokratie
unverzichtbar. Da man mit ihnen kein Geld verdienen könne, würden sie
von den Privatsendern jedoch nicht bereit gestellt. Sie sehe daher,
so Piel, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk keineswegs in der
Defensive.
Quelle: Pressemitteilung DIE ZEIT