Vater des ertrunkenen Flüchtlingsjungen Alan Kurdi empört über Verfilmung des Familienschicksals
Archivmeldung vom 04.07.2019
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Freigeschaltet durch André OttIm Streit um das Andenken an den ertrunkenen Flüchtlingsjungen Alan äußert sich nun erstmals der Vater Abdullah Kurdi. Von den Plänen des türkischen Regisseurs Omer Sarikaya, aus der Geschichte seines Sohnes einen Film zu machen, habe Kurdi nur zufällig im Internet erfahren. "Hat Herr Sarikaya sich jemals gefragt, wie es mir damit gehen würde?", fragte Kurdi im Gespräch mit dem "Tagesspiegel": "Ich wurde vom Regisseur nie um Erlaubnis gefragt."
Der Regisseur Omer Sarikaya verteidigt sein Projekt im Gespräch mit dem "Tagesspiegel" und beruft sich auf die Kunstfreiheit. Zudem sei sein Film nicht auf Profit ausgelegt, die Einnahmen wolle er an Unicef spenden.
Derzeit laufen die Dreharbeiten in der türkischen Küstenstadt Bodrum. Erst vor wenigen Tagen war Actionstar Steven Seagal für eine Gastrolle eingeflogen. Der Regisseur hofft, den Film "Aylan Baby" bei Netflix veröffentlichen zu können. Die Unternehmenszentrale teilte auf Anfrage des "Tagesspiegel" allerdings mit: "Wir hören zum ersten Mal von diesem Projekt." Das Thema sei hochsensibel, selbstverständlich spielten Faktoren wie der Wille der Familie Kurdi eine relevante Rolle bei entsprechenden Überlegungen.
Alan Kurdi war im September 2015 auf der Flucht von Syrien nach Europa vor der türkischen Küste im Mittelmeer ertrunken. In der Debatte um die Flüchtlingspolitik in Europa war das Foto des toten Zweijährigen am Strand zu einem Symbol für die humanitäre Notlage der Menschen auf der Flucht geworden. Aufgenommen hatte es die türkische Fotografin Nilüfer Demir. Sein Bruder und seine Mutter starben ebenfalls, nachdem das Schlauchboot gekentert war. Nur der Familienvater Abdullah Kurdi konnte gerettet werden. Er lebt heute im kurdischen Erbil im Norden Iraks.
Quelle: Der Tagesspiegel (ots)