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Gestorben: Rosa Luxemburg-Expertin Annelies Laschitza

Archivmeldung vom 18.12.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.12.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: CC0 / Pixabay
Bild: CC0 / Pixabay

Annelies Laschitza, Historikerin und international anerkannte Expertin für Rosa Luxemburg und deren Werk, lebt nicht mehr. Sputnik hat noch vor kurzem zweimal die Möglichkeit bekommen, mit ihr zu sprechen, um Beiträge aus Anlass der Novemberrevolution 1918 und der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht im Januar 1919 vorzubereiten.

Tilo Gräser schreibt auf der deutschen Webseite des Magazins zum Tod von Annelies Laschitza: "Im Alter von 84 Jahren ist die deutsche Historikerin Annelies Laschitza am 10. Dezember gestorben. Sie galt als weltweit anerkannte Expertin für das Leben und das Werk von Rosa Luxemburg. Die Nachricht von ihrem Tod kam nun über Agenturen und die Linkspartei-nahe Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS).

Laschitza (Jahrgang 1934) beschäftigte sich seit etwa 50 Jahren mit dem, was Luxemburg an Texten und Schriften sowie an sonstigen Spuren hinterlassen hat. Sie galt als die renommierteste Expertin zu dem Thema und konnte auf zahlreiche Publikationen verweisen, so die Mitherausgeberschaft der „Gesammelten Werke“ von Luxemburg. Diese wurden in diesem Jahr mit dem ersten und zweiten Halbband von Band 7 fortgesetzt.

Laschitza kam über die Arbeiter- und Bauernfakultät (ABF) der Universität Leipzig zur Wissenschaft. Als junge Historikerin gehörte sie zu dem Forschungskollektiv, das die 1966 herausgekommene achtbändige „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“ erarbeitete. Sie war mitbeteiligt an der ersten Ausgabe von Luxemburgs „Gesammelten Werken“ zu deren 100. Geburtstag 1971. Sie setzte sich damals mit ihren Kollegen gegen Widerstände in der SED-Spitze dafür ein, dass auch der Text „Zur Russischen Revolution“ in Band 4 mit aufgenommen wurde.

Die Historikerin war mit der Filmemacherin Margarethe von Trotta befreundet, die Mitte der 1980er Jahre den vielbeachteten Film „Rosa Luxemburg“ in die Kinos brachte. Bis zuletzt sahen sich die beiden Frauen immer wieder, wie Annelies Laschitza gegenüber Sputnik berichtete. Sie hatte die Filmemacherin bei dem Anliegen unterstützt, insbesondere die menschliche Seite der Revolutionärin zu zeigen.

In der Internationalen Rosa-Luxemburg-Gesellschaft spielte sie bis zuletzt eine führende Rolle, wie die Tageszeitung „junge Welt“ erinnert. Der Historiker Jörn Schütrumpf schreibt in einem Nachruf auf der RLS-Website: „Nach Günter Radczun (Berlin, 1978), Gilbert Badia (Paris, 2004), Feliks Tych (Warschau, 2015), Jakov Drabkin (Moskau, 2015), Narihito Ito (Tokio, 2017) ist jetzt die letzte Große der Rosa-Luxemburg-Forschung von uns gegangen. Sie alle haben Zugänge zu einem Kosmos freigelegt, in dem wir auf immer neue Sterne stoßen: Leo Jogiches, Paul Levi, Ines Wetzel, die unverfälschte Clara Zetkin, Hugo Simon, Alexander Stein, Valeriu Marcu, Fritz Sternberg.“

Schütrumpf hatte mit der Historikerin zusammengearbeitet und sie unter anderem bei der Neuausgabe von 2017 ihrer Broschüre „Sich treu bleiben und heiter sein …“ unterstützt. Darin schrieb sie über ihre jahrzehntelange Forschung zu Luxemburg und auch darüber, mit welchen Hindernissen sie dabei in der DDR konfrontiert wurde.

Nie hat sich Annelies Laschitza durch Schwierigkeiten von ihrer Arbeit abbringen lassen, auch nicht durch private schwierige Situationen, die sie meisterte. Nach dem Untergang der DDR und des Realsozialismus setzte sie ihre Arbeiten zu Rosa Luxemburg fort, ganz nach deren Motto „Trotz alledem!“. Kürzlich erschien noch ihre Broschüre „Karl Liebknecht – Advokat und Parlamentarier mit Charisma“, ebenfalls herausgegeben von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen.

In den beiden Interviews, die sie Sputnik im Herbst dieses Jahres gegeben hat, bedauerte die Luxemburg-Expertin, dass es bisher keine neue Ausgabe der Werke der Sozialistin auf Russisch gebe. Zudem seien viele Akten von und zu Luxemburg, die in Moskauer Archiven liegen, noch nicht freigegeben worden. Im Gespräch äußerte sie Ihre Hoffnung, dass sich das ändert und eine vollständige Arbeit mit den Dokumenten sowie eine vollständige Ausgabe der Werke von Luxemburg in russischer Sprache bald möglich sein wird.

Die „sehr menschliche Persönlichkeit“ Luxemburgs werde nachhaltig bleiben, als Mensch, „die mir als Biographin auch persönlich Kraft gegeben hat in schwierigen Situationen“, sagte Laschitza im Oktober 2018 im Interview. Das Verständnis der Revolutionärin für andere, ihre hohe Bildung und dass sie dabei nie abgehoben war – das bleibe. Das gilt auch für die nun kurz vor ihrem 85. Geburtstag verstorbene Historikerin, deren Arbeiten bleiben und nachwirken.

Der Autor dieser Zeilen verneigt sich im Gedenken vor Annelies Laschitza und dem von ihr Geleisteten. Der Beitrag auf Grundlage des letzten Gespräches mit ihr, zum 100. Jahrestag der Ermordung von Luxemburg und Liebknecht, wird im Januar 2019 bei Sputnik erscheinen."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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