Psychoanalytiker Adam Phillips über Konsumverzicht und Sehnsucht
Archivmeldung vom 07.03.2018
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Freigeschaltet durch André OttDer britische Psychoanalytiker Adam Phillips rät in der aktuellen Ausgabe BRIGITTE WOMAN zu einem entspannteren Umgang mit alltäglicher Frustration - und zu Konsumverzicht. Nur der Frust zeige einem Menschen, was er tatsächlich brauche und worin er sein Glück finden könne.
"Er gibt dir Ideen an die Hand. Wenn du sofort alles bekommst, hast du nicht die Chance, genau darüber nachzudenken, was du wirklich möchtest", so der renommierte Therapeut im Interview mit BRIGITTE WOMAN (Ausgabe 04/2018). "Die schnelle Bedienung der Wünsche" hält er sogar für eher schädlich, denn sie "kappt die Ausbildung von Fantasien." Das "große Drama des kapitalistischen Systems" sei, "dass es uns dauernd und sofort erzählt, was wir vermeintlich möchten." In Wahrheit aber machten weder der neue Mantel noch das neue Auto Menschen glücklich, sondern die Nähe zu anderen Menschen. Das aber erkenne man nur, wenn man den "ganzen Konsumkram mal zur Seite" packe. "In unserer Gegenwart wurde unsere Sehnsucht nach Beziehung einfach mit der Sehnsucht nach Ware vertauscht."
Quelle: Gruner+Jahr, Brigitte Woman (ots)