Seuchenexperte: Über vier Millionen Impfungen pro Woche nötig
Archivmeldung vom 02.01.2021
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Freigeschaltet durch André OttUm die Ausbreitung der neuen, ansteckenderen Coronavirus-Varianten aus Großbritannien und Südafrika zu stoppen und die Pandemie unter Kontrolle zu bringen, muss nach Ansicht des britischen Seuchenexperten Jeremy Farrar ein großer Teil der Weltbevölkerung bis zum Sommer 2021 geimpft werden. "Ließen wir uns bis zum Herbst Zeit, wäre das nicht schnell genug, dann gäbe es im nächsten Winter eine weitere Pandemiewelle", sagte Farrar dem "Spiegel".
Konkret bedeute dies: "Deutschland beispielsweise muss mehr als vier Millionen Menschen pro Woche impfen." Farrar ist Direktor des Wellcome Trust, der weltweit zweitgrößten Stiftung zur Förderung medizinischer Forschung. Neben der Massenimpfung hält der Mediziner "wirklich harte Maßnahmen" für nötig. Farrar: "Es ist tragisch, aber ich denke, es ist wegen der hohen Infektionszahlen unmöglich, die Schulen in Deutschland rasch wieder zu öffnen. Eine solche Maßnahme würde die Verbreitung des Virus und der neuen Variante stark beschleunigen."
Der Mediziner hält es für "unvermeidlich, dass sich diese neuen Varianten ausbreiten und bald weltweit dominieren werden".
Dadurch werde es sehr viel schwieriger, die Pandemie zu kontrollieren - und es könne noch schlimmer kommen, wenn sich das Virus weiter verändere. "Wir befinden uns jetzt also in einem dramatischen Wettlauf", so Farrar im "Spiegel". "Die neue Variante aus Südafrika könnte sich schon bald auf dem ganzen afrikanischen Kontinent ausbreiten und alles ändern." Deshalb sei die gerechte Verteilung von Impfstoffen auch an ärmere Länder "nicht nur aus moralischen Gründen geboten", so Farrar. "Wenn wir zunächst nur Menschen in reichen Ländern impfen würden und derweil zuließen, dass sich das Virus weiterhin in Afrika, in Indien und in Mittel- und Südamerika unkontrolliert ausbreitet, dann werden in diesen Teilen der Welt neue Varianten auftauchen. Und diese neuen Varianten werden unvermeidbar nach Europa kommen. Dann stehen wir wieder am Anfang."
Quelle: dts Nachrichtenagentur