Neue Physiotherapie soll Leiden spürbar lindern

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen. Bei jedem Sechsten sind sie chronisch. Diesem Leiden setzen Wuppertaler Forscher nun eine computergestützte Physiotherapie entgegen.

Die computergestützte Form der Physiotherapie könnte vielen Patienten mit chronischen Rückenerkrankungen künftig ein schmerzfreies Leben ermöglichen. Mit einem auf Basis elektronischer Messdaten individuell abgestimmten Trainingsplan konnte bei 1000 Versicherten der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) die Schmerzintensität innerhalb eines Jahres halbiert werden, wie Forscher der Universität Wuppertal erklären. Gleichzeitig verdoppelte sich die Anzahl der Betroffenen, die keine Schmerzmittel mehr benötigten.

Bei der computergestützten Physiotherapie werden der Studie zufolge über eine Art EKG des Rückens die Bewegungseinschränkungen und muskulären Defizite der Patienten erfasst. Nach einem Vergleich der Messdaten mit beschwerdefreien Personen kann der Therapeut dann einen maßgeschneiderten Trainingsplan entwickeln, der vor allem die wirbelsäulenstabilisierende Tiefenmuskulatur des Patienten aktiviert.

Regelmäßige elektronische Folgeanalysen dokumentieren dann die Fortschritte des Patienten und ermöglichen die kontinuierliche Optimierung des Trainings, erklärt der ebenfalls am Modellprojekt beteiligte Düsseldorfer Orthopäde Roland Tenbrock.

Mit der neuen Therapieform können viele Patienten mit chronischen Rückenschmerzen auf Linderung hoffen, einige sogar auf völlige Beschwerdefreiheit, sagt der Leiter der Studie an der Universität Wuppertal, Jürgen Freiwald. Die tägliche Einnahme von Medikamenten konnte den Studienergebnissen zufolge mehr als halbiert werden.

Für die Studie im Auftrag der DAK wurden mehr als 1000 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen untersucht. Die Ergebnisse belegten, wie wichtig innovative Behandlungsformen seien, sagt DAK-Landeschef Hans-Werner Veen. Rund 80 Prozent der Deutschen leiden den Angaben zufolge zeitweise unter Rückenschmerzen. Bei jedem Sechsten sind sie sogar chronisch. Tausende legten sich jährlich wegen Bandscheibenschäden unters Messer. Experten schätzen den Angaben zufolge, dass bis zu 60 Prozent der Erkrankten einmal wöchentlich eine Spritze oder Tablette bekommen.

Um der Volkskrankheit Nummer 1 entgegenzuwirken, soll das Modell-Projekt der DAK, das auch von einigen Betriebskrankenkassen angeboten wird, weiter ausgebaut werden. Bislang ist die neue Form der computergestützten Physiotherapie laut DAK nur in Nordrhein-Westfalen und im süddeutschen Raum möglich.