Antidepressiva erhöhen Sterberisiko bei COPD
Archivmeldung vom 27.06.2018
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Einsatz von Antidepressiva bei Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) steht laut einer Studie des St. Michael's Hospital mit einer 20-prozentigen Erhöhung der Wahrscheinlichkeit des Todes in Zusammenhang. Die Wahrscheinlichkeit eines Krankenhausaufenthalts aufgrund von damit in Verbindung stehenden Symptomen erhöht sich um 15 Prozent.
Viele biologische Ursachen
Laut den Experten werden Erwachsene mit COPD, die serotonergene Antidepressiva neu einnehmen, öfter ins Krankenhaus eingeliefert und müssen häufiger in der Notaufnahme behandelt werden. Auch ist die Sterblichkeit aufgrund von Atemwegserkrankungen höher. Insgesamt ist auch die Sterblichkeit im Vergleich mit Patienten, die diese Medikamente nicht einnehmen, höher. Die Studie weist keine Ursache und Wirkung nach. Die im "European Respiratory Journal" veröffentlichten Ergebnisse weisen jedoch auf einen starken Zusammenhang hin.
Forschungsleiter Nicholas Vozoris zufolge sind diese Ergebnisse nicht überraschend, da es biologische Gründe dafür gibt, warum Antidepressiva oft zu Atemwegsproblemen führen. "Diese Medikamente können zu Schläfrigkeit und Erbrechen führen und sich negativ auf die Zellen des Immunsystems auswirken. Damit erhöht sich vor allem bei Patienten mit COPD die Wahrscheinlichkeit von Infektionen, Atemproblemen und anderen Komplikationen."
Bei COPD handelt es sich um eine fortschreitende Lungenerkrankung, die zu zunehmender Atemlosigkeit führt. Betroffen sind weltweit mehr als zehn Prozent der Menschen über 40 Jahren. Aufgrund der Art der Erkrankung kämpfen bis zu 70 Prozent der Patienten Vozoris nach auch mit Symptomen einer gedrückten Stimmung und Angst.
28.360 Datensätze analysiert
Für die wissenschaftliche Studie wurden Datenbanken des Institute of Clinical Evaluative Sciences ausgewertet. Analysiert wurden die Daten von 28.360 Personen mit COPD über 66 Jahren, die serotonergene Antidepressiva neu einnahmen. Sie wurden mit jenen einer vergleichbaren Gruppe von Personen abgeglichen, die diese Medikamente nicht einnahmen. Das Ergebnis: Diese Klasse von Medikamenten führt bei Älteren mit COPD zu einer geringen, aber signifikanten Erhöhung der atemwegsbedingten Todesfälle und der Sterblichkeit insgesamt. Es ließ sich ein starker, aber kein ursächlicher Zusammenhang nachweisen.
Vozoris zufolge sollten die Ergebnisse keinen Alarm bei Patienten auslösen, die diese Medikamente einnehmen, sondern zu mehr Vorsicht bei Patienten und Ärzten führen. Er hofft, dass es dadurch zu mehr Bewusstsein bei der Verschreibung dieser Medikamente und der Überwachung der Nebenwirkungen kommt. Ärzte sollten auch über Behandlungsalternativen ohne Medikamente wie Psychotherapie und pulmonale Rehabilitation nachdenken.
Quelle: www.pressetext.com/Moritz Bergmann