Arznei im Wasser: Städte- und Gemeinden lehnen zusätzliche Klärstufe ab
Archivmeldung vom 31.01.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Vorfeld einer Konferenz über Arzneimittelgefahren im Trinkwasser hat sich der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) gegen die Einführung einer zusätzlichen Reinigungsstufe in Kläranlagen gewandt. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Gerd Landsberg: "Zurzeit sieht der Deutsche Städte- und Gemeindebund keine Notwendigkeit, die 4. Reinigungsstufe in Deutschland verpflichtend einzuführen und die Bürgerinnen und Bürger mit höheren Gebühren zu belasten. " Die Anlagen erforderten hohe Investitionen und verbrauchten zusätzliche Energie.
Besser als ein nachträgliches Herausfiltern sei die Vermeidung von Arzneimitteleintrag an der Quelle. "Deshalb muss das rechtliche Instrumentarium verbessert werden, sodass es gar nicht erst zum Eintrag von Mikroschadstoffen in die Gewässer kommt", sagte er. Alle Chemikalien - auch die in der Landwirtschaft - müssten auf ihr Gefährdungspotenzial für das Wasser hin überprüft werden. Zudem sollten Krankenhäuser, Ärzte und Apotheker Patienten zu ordnungsgemäßer Entsorgung von Arznei-Restbeständen anhalten, forderte der Kommunenvertreter.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) pocht ebenfalls auf das Vermeidungsprinzip und zweifelt die Wirksamkeit vorgesehener Klärtechniken an. Es sei noch unklar, "ob nicht die vierte Reinigungsstufe selbst neue unerwünschte Stoffe hervorbringt", sagte der für Wasser und Abwasser zuständige BDEW-Hauptgeschäftsführer Martin Weyand der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag).
Der Nutzen einer 4. Klärstufe mit Aktivkohlefiltern, dem Einsatz von Ozon oder UV-Licht ist unter Experten umstritten. Das niedersächsische Umweltministerium erarbeitet derzeit eine Empfehlung zum Umgang mit Arzneimitteleintrag in das Trinkwasser. Am kommenden Mittwoch wird der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) auf einer Fachkonferenz der Deutschen Bundesstiftung Umwelt über das Thema sprechen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)