Weltärztepräsident: Regional abgestufte statt generelle Lockerungen
Archivmeldung vom 06.02.2021
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Freigeschaltet durch André OttFrank Ulrich Montgomery, Präsident des Weltärztebundes, warnt im Corona-Lockdown vor schnellen bundesweiten Öffnungen. Stattdessen brauche es regional abgestufte Lockerungen, abhängig von den jeweiligen Inzidenzwerten, sagte er der "Passauer Neuen Presse".
"Klug wäre es, gemäß einem hoffentlich inzwischen vorliegenden Plan lokal und regional ab Unterschreiten der magischen Inzidenzgrenze von 50 Lockerungen vorzunehmen", so Montgomery. "Das hieße, dass man sich in einer Stadt oder einem Landkreis, in dem die Inzidenz schon bei 25 liegt, freier bewegen können sollte als in anderen mit höchsten Infektionsraten."
Man könne aber generell nicht einfach öffnen, sondern müsse dort, wo man das tue, sehr engmaschig beobachten, welche Folgen das habe. "Sonst begibt man sich in die Gefahr, gleich wieder eine neue Ansteckungswelle zu erleben. Und das müssen wir um jeden Preis verhindern." Man müsse den Menschen sagen, welches Risiko sie eingehen. Rein medizinisch wäre es "das Klügste, zu warten, bis wir überall bei den Inzidenzen unter zehn sind", sagte Montgomery. Dies sei aber nicht realistisch in einem föderalen Staat, und das würde eine coronamüde Bevölkerung nicht hinnehmen, sagte er. "Deswegen darf man die Geduld der Menschen nicht überstrapazieren, muss ihnen aber auch sagen, welches Risiko sie eingehen." Generell gelte: Je mehr Menschen geimpft seien, desto weniger Einschränkungen seien noch erforderlich. Mit Blick auf den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V zeigte sich Montgomery vorsichtig optimistisch.
"Russland hatte in der Vergangenheit immer ein ausgesprochen gutes Impfwesen", sagte er. Inzwischen sei für Sputnik V die Zulassung bei der EU-Arzneimittelbehörde EMA beantragt worden. "Wenn die EMA diesen Impfstoff zulässt, würde ich die Gewähr sehen, dass das ein guter Impfstoff ist. Dann hätte ich nicht den leisesten Zweifel, ihn in Deutschland zu verwenden." Mit Blick auf die Debatte, ob geimpfte Menschen in Deutschland Sonderrechte erhalten sollten, kritisierte Montgomery die Position des Deutschen Ethikrates, der dies ablehnt: "Ich finde, dem Rat fehlt der Mut, den Menschen ihre Grundrechte wieder einzuräumen, die entweder die Krankheit durchgemacht haben und dadurch immun sind, oder die sich dem Impfen als einem sozialen Solidaritätsakt unterzogen haben." Natürlich gelte die Voraussetzung, dass Impfung zur Immunität führe. "Wir müssen Menschen, dann, wenn allen ein Impfangebot gemacht wurde, von Beschränkungen befreien. Die Position des Ethikrates ist insofern mut- und kraftlos", so Montgomery.
Quelle: dts Nachrichtenagentur
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