Dr. House-Syndrom: Fans von Arztserien haben mehr Angst vor Operationen
Archivmeldung vom 01.04.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKrankenhausserien wie "Dr. House" unterhalten nicht nur, sie prägen auch unsere Vorstellung von Ärzten und unser Bild vom Klinikalltag. Wie die Frauenzeitschrift FÜR SIE in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, ist dies das Ergebnis einer Studie, die der Mediziner Dr. Kai Witzel durchführte.
Danach haben Fans von Arztserien deutlich mehr Angst vor Operationen als andere Menschen. "In den Serien sind Operationen immer spektakulär und dramatisch, damit es spannende Filme werden", erklärt Witzel den Hintergrund. "Also glaubt der Patient, auch er habe eine ähnlich spannende Operation vor sich, in der nun um sein Leben gekämpft wird."
Überhaupt messe der Patient seine Klinikrealität an den fiktiven Vorgaben aus dem Fernsehen. "Je mehr Arztserien jemand schaut, desto unzufriedener ist er mit der Visite. Auch hier hat er TV-erfahrungsgemäß andere Erwartungen." Für Witzel ein wichtiges Fazit seiner Studie. Wo früher nur das gute medizinische Ergebnis zählte, sei inzwischen mehr Empathie und Kommunikationsfähigkeit der Ärzte gefragt. "Wir müssen uns der TV-Realität annähern. Zuhören, uns die Zeit für Sorgen und Ängste der Patienten nehmen."
Überraschendstes Ergebnis der Studie: Auch Ärzte werden vom Fernsehen beeinflusst. So nannten zahlreiche Chirurgen "Grey's Anatomy" als Beispiel einer realistischen Arztserie - obwohl die medizinischen Fälle dort eher fragwürdig sind. Witzels Co-Autor, ein Psychiater, erklärte das Ergebnis mit Projektion. "Er sagte, dass viele Chirurgen gerne so wären wie die Fernsehärzte: coole Superstars, die von den Kollegen angehimmelt werden..."
Quelle: FÜR SIE