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Politiker und Ärzte fürchten Personalengpässe in Gesundheitsämtern

Archivmeldung vom 19.08.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.08.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Rolf van Melis / pixelio.de
Bild: Rolf van Melis / pixelio.de

Politiker mehrerer Parteien und Berufsverbände von Ärzten warnen angesichts steigender Infektionszahlen vor einer Überforderung der Gesundheitsämter. Besonders die Reiserückkehrer würden derzeit viele Kapazitäten binden, sagte Ute Teichert, Vorsitzende des Amtsärzteverbands BVÖGD, der "Welt".

Teichert weiter: "Die Gesundheitsämter sind vor allem damit beschäftigt, die Aussteigerkarten aus den Flugzeugen mit den Testergebnissen zusammenzubringen - und das händisch." Es brauche dringend digitale Lösungen und mehr Personal. "Wir schaffen das gerade so, weil wir andere Dinge liegen lassen, zum Beispiel die Trinkwasserüberwachung, die Schuleingangsuntersuchung oder die Kontrolle der Krankenhaushygiene", so Teichert.

Das größte Problem sei, dass die Mitarbeiter nach Monaten im Ausnahmezustand ohnehin total ausgelaugt seien. "Derzeit sehen wir sehr deutlich, dass die Beschäftigten im Öffentlichen Gesundheitsdienst an ihre Belastungsgrenze gehen und häufig deutlich darüber hinaus", sagte der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt. "Neben langfristig wirksamen Reformen brauchen die Gesundheitsämter bei weiter steigenden Infektionszahlen schnell wirksame Adhoc-Hilfen und kurzfristige Verstärkung." Denkbar sei der Aufbau eines Freiwilligenregisters, auf das man im Bedarfsfall zurückgreifen könne. Reinhardt warb unter anderem für mehr Einheitlichkeit. "Es kann nicht sein, dass sogar innerhalb eines Bundeslandes unter gleichen Rahmenbedingungen von Kommune zu Kommune unterschiedliche Kriterien zum Beispiel bei Quarantäneregelungen gelten."

Die Personalausstattung der Gesundheitsämter sei besorgniserregend, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP im Bundestag, Christine Aschenberg-Dugnus. "Die eklatanten personellen Engpässe zeichnen sich seit Jahren ab und haben sich über die Jahre auch weiterhin verschlechtert." Bereits vor der Coronakrise sei im Öffentlichen Gesundheitsdienst "in falschem Spareifer" abgebaut worden, sagte Achim Kessler, gesundheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion. Jetzt seien viele Gesundheitsämter nach wie vor überlastet oder hätten schlicht nicht genug Personal, um Kontaktpersonen effektiv nachzuverfolgen und ihre Schlüsselaufgaben in der Krise zu übernehmen. "Die technische Infrastruktur der Ämter ist teilweise nicht zeitgemäß. Das ist ein unhaltbarer Zustand", sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Kirsten Kappert-Gonther.

Mit Blick auf die vom Bund zugesagten 50 Millionen Euro für die Digitalisierung in den Ämtern, die bisher noch nicht geflossen sind, sagte sie: "Gesundheitsminister Jens Spahn muss gemeinsam mit den Ländern dafür Sorge tragen, dass die Gesundheitsämter endlich auf die Mittel zugreifen können." SPD-Gesundheitspolitikerin Sabine Dittmar zeigte sich optimistisch, dass die Finanzmittel spätestens mit der Vorstellung des Gesundheitsdienst-Pakts Anfag September fließen werden. Dennoch seien weitere Sofortmaßnahmen nötig. "Der Öffentliche Gesundheitsdienst braucht insgesamt betrachtet dringend mehr personelle Kapazitäten, um das Infektionsgeschehen besser kontrollieren und nachverfolgen zu können."

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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