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Report Mainz: Krankenhausgesellschaft warnt vor steigender Patientenzahl in Notaufnahmen

Archivmeldung vom 24.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnt vor immer mehr Patienten in den Notaufnahmen deutscher Krankenhäuser. Die Zahl sei in den vergangenen Jahren deutlich, auf rund 6 Millionen jährlich gestiegen. In einer Stellungnahme gegenüber dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz" heißt es: "Die Krankenhäuser übernehmen hier einen wesentlichen Teil des Versorgungsauftrages, den eigentlich die zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen mit ihren Mitgliedern zu erfüllen hätten."

Angesichts des Ärztemangels sehen Experten bereits Versorgungsengpässe in den Notaufnahmen. Der Gesundheitsökonom Christopher Niehues, Dozent an der "Mathias Hochschule" in Rheine, hat für seine Doktorarbeit zur Notfallversorgung in Deutschland mehr als 20 Notaufnahmen analysiert. Im Interview mit "Report Mainz" sagte er: "Viele Notaufnahmen sind zu vielen Zeiten, gerade nachts und am Wochenende, am Rande ihrer Belastungsfähigkeit. Zwangsläufig müssen wir damit rechnen, dass es immer häufiger zu kritischen Versorgungssituationen in Notaufnahmen kommen wird, die letztendlich die Sicherheit der Patienten gefährden."

"Report Mainz" berichtet über eine Patientin, die über Herz- und Kopfschmerzen klagt und in der Notaufnahme einer deutschen Klinik über fünf Stunden nicht von einem Arzt behandelt wird und schließlich die Notaufnahme verlässt. In einem anderen Fall wurde eine Frau an einem Tag gleich in zwei Notaufnahmen trotz stundenlangen Aufenthalts falsch behandelt. Bei ihr wurde eine lebensgefährliche Lungenembolie übersehen.

Die Vizepräsidentin der Europäischen Gesellschaft für Notfallmedizin (EuSEM), Barbara Hogan, die in Hamburg eine der größten Notaufnahmen Deutschlands leitet, sieht neben der steigenden Patientenzahl auch die Unerfahrenheit der Ärzte als Problem. In "Report Mainz" sagte sie: "Meine Erfahrung ist, dass es in den meisten deutschen Kliniken tatsächlich noch so ist, dass die jüngsten Ärzte in den Notaufnahmen eingesetzt werden. Man möchte fast sagen die, die sich am wenigsten wehren. Weil die Notaufnahme, wenn sie nicht gut organisiert ist, oft als Ort gilt, wo man nicht gut arbeiten kann."

Bisher gibt es für Chirurgen oder Internisten zwar Zusatz-Weiterbildungen in Notfallmedizin. Um die Qualität der Notaufnahmen zu steigern, fordert Barbara Hogan für Deutschland jedoch eigene Fachärzte für Notfallmedizin. Diese könnten effizienter die richtige Diagnose herausfinden und dann entsprechende Fachärzte wie Chirurgen oder HNO-Ärzte hinzuziehen. Hogan wörtlich: "Ich halte Deutschland für ein Entwicklungsland, was die notfallmedizinische Qualifikation angeht. In den meisten europäischen Ländern gibt es die fünfjährige Ausbildung zum Facharzt für Notfallmedizin. Und da muss Deutschland unbedingt anschließen."

Die Bundesärztekammer lehnt die Einführung eines Facharztes für Notfallmedizin jedoch ab. In einer Stellungnahme gegenüber "Report Mainz" heißt es: "Eine eigenständige Qualifikation, die hauptsächlich auf organisatorische Aspekte und auf die Führungsqualifikation zur Leitung einer bestimmten Krankenhauseinheit abstellt, passt nicht in die Systematik der (Muster-) Weiterbildungsordnung."

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

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