Großangelegte Studie: Entzündungen können grundlegende Rolle bei Depressionen spielen
Archivmeldung vom 19.05.2021
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Freigeschaltet durch Anja SchmittDepressionen gehen mit höheren Entzündungswerten einher. Das zeigt die bislang größte Studie zu dem Thema. Eine große Rolle spielen ebenso Körpergewicht und Rauchen. Die Forscher vermuten daneben aber einen unbekannten „biologischen Prozess“. Welcher Art dieser Prozess ist, beantwortet die Studie nicht. Dies schreibt das russische online Magazin „SNA News“ .
Weiter ist auf deren deutschen Webseite dazu folgendes zu lesen: "Die Zusammensetzung des Blutes ist ein Abbild der Abläufe im menschlichen Körper. Die Zahl der weißen Blutkörperchen, der Stand des Blutzuckerspiegels, der Vitamin-D-Pegel – verschiedene Parameter im Blut können Auskunft über Erkrankungen, Entzündungen oder Mangelerscheinungen geben. Ein solcher Parameter ist das C-reaktive Protein. Es wird von der Leber als Reaktion auf eine Entzündung oder Krebserkrankung im Körper gebildet. Ist sein Wert erhöht, deutet das Molekül darauf hin, dass im Körper Entzündungsprozesse ablaufen. Entzündungen stehen schon seit einigen Jahren im Verdacht, auch bei der psychischen Störung „Depression“ eine Rolle zu spielen. Die bislang größte Studie zu diesem Thema bekräftigt diese Vermutung. Ihr Ergebnis: Die Konzentration des Entzündungsmarkers bei Depressiven ist im Vergleich zu nicht-depressiven Menschen erhöht. Die Studie zu Depression und Entzündungen wurde im American Journal of Psychiatry publiziert.
Die Datengrundlage bildeten Blutproben, genetische Informationen und ausgefüllte Fragebögen zu körperlicher und geistiger Gesundheit von insgesamt fast 86.000 Personen, die der UK Biobank entnommen wurden. Knapp ein Drittel von diesen war von einer Depression im psychologischen Sinne betroffen gewesen. Der Vergleich der depressiven und nicht-depressiven Individuen zeigt auch, dass bei ersteren der Wert des C-reaktiven Proteins häufig so erhöht war, als würde im Körper ein leichter Entzündungsprozess ablaufen.
Faktoren wie Alter, Geschlecht, Gewicht, Rauchen, Alkoholkonsum, Trauma-Erlebnisse in der Kindheit sowie der sozio-ökonomische Status und Gesundheitszustand der Teilnehmer erklärten diesen erhöhten Wert nur zum Teil, auch wenn Gewichtsprobleme und Rauchen einen besonderen Anteil dabei spielten.
Hoffnung auf neue Behandlungsoptionen bei Depressionen
Doch daneben entdeckten die Forscher auch, dass ein erhöhtes genetisches Risiko für Depression grundsätzlich mit einem höheren Entzündungswert einhergeht. Eine der Autorinnen des Aufsatzes, Carmine Pariante, vermutet dahinter „einen grundsätzlichen biologischen Prozess“ und hofft, diesen Prozess zu entschlüsseln, um neue Behandlungsoptionen für die weitverbreitete psychische Erkrankung zu entwickeln.
Nüchterner sieht diese Erkenntnisse dagegen der Genetiker David Curtis. „Es ist längst bekannt, dass Depression und Gesundheitsprobleme, darunter auch Entzündungswerte, zusammengehen.“ Es gebe eine Reihe möglicher Gründe für diesen Zusammenhang und die Studie erlaube keine sicheren Schlüsse zur Natur dieses Zusammenhangs.
„Ich zweifle daran, dass Entzündung eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Depressionen einnimmt“, betont Curtis und warnt davor, voreilige Schlüsse zu ziehen und zu versuchen, Depressionen mit entzündungshemmenden Mitteln zu bekämpfen. Er verweist dabei, dass er hier – im Gegensatz zu Antidepressiva – keine nachgewiesene Wirkung gebe, diese Mittel aber wegen ihrer Nebenwirkungen sehr wohl für tausende Todesfälle in den USA verantwortlich seien. "
Quelle: SNA News (Deutschland)