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Studie belegt: Wiederholte Antibiotika-Gabe schädigt dauerhaft Darmflora

Archivmeldung vom 13.10.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Ernst Rose / pixelio.de
Bild: Ernst Rose / pixelio.de

Die wiederholte Gabe von chemischen Antibiotika kann das Spektrum der Darmbakterien dauerhaft verändern, so das Ergebnis einer aktuellen Studie von US-Wissenschaftlern (PNAS Sept 2010). „Die bakteriellen Gemeinschaften im Darm spielen eine wichtige Rolle bei der Verdauung, Stärkung des Immunsystems und dem Schutz vor gefährlichen Infektionen“, erklärt Dr. Dr. Erwin Häringer, Arzt für Allgemeinmedizin und Naturheilkunde aus München. Wie die Studie zeigt, kann die wiederholte Gabe eines Antibiotikums dieses Gleichgewicht empfindlich stören.

Um dies zu vermeiden und auch den bedrohlich zunehmenden Antibiotikaresistenzen entgegenzuwirken, plädiert der Experte dafür, chemische Antibiotika gezielter einzusetzen und wo möglich auf pflanzliche Antibiotika, wie zum Beispiel die Senföle, auszuweichen. Im Gegensatz zu chemischen Antibiotika schädigen diese nicht die Darmflora. Eine Resistenzentwicklung ist bei den Senfölen auch nach Langzeittherapie nicht bekannt.

In der US-Studie wurden die Bakterienpopulationen im Darm dreier Frauen über einen Zeitraum von zehn Monaten untersucht. Nach einer ersten Untersuchung der Darmflora wurde den Probandinnen fünf Tage lang das Breitbandantibiotikum Ciproflaxacin verabreicht, nach sechs Monaten erneut für fünf Tage. Während der ersten Antibiotikagabe verringerte sich die Zahl der Bakterienarten um etwa ein Drittel. Nach etwa einer Woche stellte sich bei zwei der drei Probandinnen die ursprüngliche Zusammensetzung der Bakteriengesellschaften wieder ein. Nach der zweiten Antibiotikagabe hatte sich jedoch der Ausgangszustand der Darmflora auch zwei Monate nach der Therapie bei keiner der Probandinnen wiederhergestellt. Dies könne, so die Wissenschaftler, schwerwiegende Folgen haben: Beispielweise könnte eine Bakterienart im Darm ausgerottet werden, die zuvor einen Wirkstoff abgesondert hat, der für schädliche Keime giftig ist.

Um mögliche Langzeitfolgen von chemischen Antibiotika zu vermeiden und außerdem den zunehmenden Resistenzen entgegenzuwirken, plädieren immer mehr Experten dafür, chemische Antibiotika sehr bewusst einzusetzen und wo möglich auf pflanzliche Präparate auszuweichen. Dabei sind vor allem die pflanzlichen Alternativen von Bedeutung, deren Wirksamkeit durch umfassende Studien belegt ist. Dies sind so genannte sekundäre Pflanzenstoffe, die Pflanzen zu ihrem eigenen Schutz produzieren. Die Senföle sind fettlöslich und werden im oberen Gastrointestinaltrakt schnell und vollständig resorbiert (hohe Bioverfügbarkeit), sodass tiefere Darmabschnitte unbeeinflusst bleiben. Dadurch bleibt eine Schädigung der Darmflora aus.

Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich: Vergleichbar wirksam wie chemische Antibiotika, keine Resistenzbildung

Gerade bei leichteren Infektionen wie Bronchitis, Pharyngitis, Tonsillitis, Sinusitis oder Blasenentzündung lohne sich daher ein Therapieversuch mit pflanzlichen Keimkillern auf jeden Fall, so Häringer. Eine Studie an 1.649 Erwachsenen (Goos et al. 2006) belegt für akute Sinusitis, akute Bronchitis und akute Harnwegsinfekte eine vergleichbare Wirksamkeit von ANGOCIN Anti-Infekt N und Standard-Antibiotika bei einem erheblich besseren Sicherheitsprofil des pflanzlichen Präparates. Eine Resistenzentwicklung wurde bei dem pflanzlichen Arzneimittel selbst in der Langzeitanwendung bisher nicht beobachtet.

Das Robert-Koch-Institut weist vor dem Hintergrund der wachsenden Resistenzproblematik darauf hin, dass kaum mehr Reserveantibiotika zur Verfügung stehen. Die Entwicklung eines neuen Antibiotikums dauere bis zur Anwendungsreife etwa zehn Jahre. Derzeit seien aber für Infektionen mit multiresistenten Enterobakterien und anderen gram-negativen Infektionserregern keine neuen Antibiotika in Sicht (DAZ 34/2010).

In vitro-Untersuchungen (Conrad et al. 2006) am Universitätsklinikum Freiburg zeigen, dass die Senföle aus Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel ein breites antibakterielles Wirkspektrum gegenüber 13 klinisch relevanten bakteriellen Erregern besitzen, sogar gegen Problemkeime wie MRSA, Vancomycin-resistente Enterokokken oder Penicillin-resistente Pneumokokken.

Wie die neueste Untersuchung (Conrad et al. 2009) belegt, zeigen sich keine wesentlichen Wirkungsunterschiede zwischen den multiresistenten und den korrespondierenden nichtresistenten Phänotypen. Dies bedeutet, dass die Senföle aus Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel auch bei Nachweis von resistenten bzw. multiresistenten Erregern eine Behandlungsoption sein können.

Quelle: CGC - Cramer Gesundheits-Consulting GmbH
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