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Zeitdruck lässt Arztbesuche zunehmen

Archivmeldung vom 06.07.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Rainer Sturm  / pixelio.de
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de

Nur sechs bis zehn Minuten können sich Hausärzte durchschnittlich jedem Patient widmen. Als Folge kommt dieser mit seinem Problem wieder und wieder in die Ordination - denn die Behandlung zeigt nicht oft die gewünschte Wirkung, besonders bei psychosomatischen Beschwerden. Davor warnen Forscher vom Klinikum rechts der Isar der TU München in der Zeitschrift "BMC Family Practice". "Die Deutschen sind mit 18 Hausarzt-Besuchen pro Jahr Weltspitze - jedoch im negativen Sinn", so Studienleiter Antonius Schneider im pressetext-Interview.

Die Wissenschaftler analysierten die Karteidaten von 1.000 Patienten in 13 bayrischen Arztpraxen. Dabei berücksichtigten sie die Zahl der ärztlichen Untersuchungen, der Überweisungen sowie auch die Dauer der Arbeitsunfähigkeit. Im Schnitt hatte jeder Patient pro Jahr 15,3 Arztkontakte, bekam zusätzlich 3,8 Überweisungen ausgestellt und wurde 7,5 Tage als arbeitsunfähig erklärt. Drastischer fiel diese Statistik allerdings bei Patienten mit psychosomatischen Beschwerden aus. Sie gingen einmal öfter zum Arzt, wurden mehr als viermal überwiesen und verbrachten 23 Tage im Krankenstand.

"Es verwundert nicht, dass Patienten so lange wiederkommen, bis die Ursachen ihrer teils komplexen Gesundheitsstörungen ausreichend erkannt und behandelt sind", so Schneider. Da die zur Verfügung stehende Zeit angesichts voller Wartezimmer knapp ist, vermeiden es Ärzte eher, nicht ausgesprochenes nachzufragen und Patienten verlassen die Praxis oft mit dem Gefühl, etwas sei offen geblieben. Wenn seelische Beschwerden über den Körper ausgedrückt werden, jedoch selbst als Auslöser nicht besprochen werden, kann das fatal enden. So behandelt der Arzt oft längere Zeit nur Schlaf-, Nacken-, Magen-, oder Kreuzbeschwerden, ehe die Frage nach der Stressbelastung fällt.

Wurm im System

Das Problem stecke im System, so Schneider, wird doch die Intensität der Gesprächszeit nicht gewürdigt. "Mit der derzeitigen Regelung werden die Hausärzten dafür belohnt, wenn sie viel Scheine umsetzen und die Patienten möglichst jedes Quartal kommen lassen. Schon bei kleinsten Beschwerden gibt es somit ärztliche Rücksprache. Das ist gut für Krankheiten mit medikamentöser Einstellung, jedoch fatal bei komplexen Beschwerden, die dann durch den Zeitdruck oft übersehen werden."

Dass Alternativen möglich sind, zeige Holland vor. Hausärzte werden hier nach der Zahl eingeschriebener Patienten bezahlt, wobei es zusätzlich eine Kontaktpauschale gibt. Initiativen der deutschen Krankenkassen wie die Vorgabe, die Ärzte sollten möglichst viele Diagnosen tiefgehend dokumentieren, sieht Schneider hingegen kritisch. "Das Ergebnis zeigt die Versorgungsbedürfnisse weniger als dies durch mehr Rücksicht auf Psychosomatik möglich wäre", so der Münchner Experte für Allgemeinmedizin.

Originalartikel unter http://www.biomedcentral.com/1471-2296/12/51/abstract

Quelle: www.pressetext.com / Johannes Pernsteiner

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