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Auch jungen Männern mangelt's an Testosteron

Archivmeldung vom 03.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Abgeschlagenheit, nachlassende Libido, zunehmender Bauchspeck – wenn diese Symptome bei Männern vorliegen, wird immer häufiger Testosteronmangel als mögliche Ursache ins Spiel gebracht. Galt der Mangel bislang vor allem als Problem des Alters, so wird er immer häufiger auch bei jüngeren Männern diagnostiziert.

Die Ursachen sind dabei mitunter unklar, eine Behandlung ist allerdings nicht immer nötig. Jeder fünfte deutsche Mann in hausärztlicher Behandlung hat einen zu niedrigen Testosteronspiegel. Das ergab eine Studie mehrerer deutscher Unikliniken, die wiederum auf Daten der vor fünf Jahren erhobenen DETECT-Studie basiert.

„Wir haben festgestellt, dass auch 30- bis 40-Jährige sehr niedrige Spiegel haben können, wenn bestimmte Faktoren zusammenkommen“, sagt Harald Jörn Schneider, Endokrinologe am Universitätsklinikum München und Erstautor der Studie. Dies seien insbesondere bauchbetontes Übergewicht, der sogenannte Apfeltyp. Ebenfalls betroffen sind Männer mit chronischen Erkrankungen oder mit metabolischem Syndrom – also einer Kombination aus hohen Blutfetten, hohem Blutzucker, hohem Blutdruck und Fettleibigkeit. Allerdings lasse sich durch die Studie nicht nachweisen, was Ursache und was Folge des Testosteronmangels ist.

Gerade beim Übergewicht sei eine Wechselwirkung denkbar, sagt Jens Jacobeit, Facharzt für Endokrinologie und Andrologie am Medizinischen Versorgungszentrum Endokrinologikum in Hamburg. „Im Fettgewebe sitzt ein Enzym, das Testosteron in Östrogene umwandelt.“ Dadurch sinke der Testosteronspiegel. Ein Teufelskreis: Denn Testosteron fördert die Fähigkeit des Körpers, Fett abzubauen. Auch dauerhafter Stress komme als Auslöser infrage. „Das Stresshormon Cortison unterdrückt die Testosteronproduktion.“

Testosteron

Testosteron ist das wichtigste männliche Sexualhormon. Es wird vor allem in den Hoden gebildet, zu einem geringen Anteil auch in der Nebennierenrinde. Seine höchste Konzentration erreicht es zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr, danach sinkt die Produktion bei Männern im Schnitt recht kontinuierlich um etwa ein Prozent pro Jahr. Stellt ein Facharzt (Endokrinologe oder Androloge) einen Testosteronmangel fest, kann eine Ersatztherapie erfolgen. Krankenkassen übernehmen diese in der Regel. Die Therapie erfolgt meist mittels spezieller Gels, die täglich beispielsweise auf Unterarm, Bauch oder Oberschenkel aufgetragen werden. Auch Injektionen sind möglich. dpa

Daneben kann der Testosteronmangel aber auch eindeutige Ursachen haben. So können laut Schneider etwa Störungen der Hypophysenfunktion oder der Hoden dafür verantwortlich sein. Was die Diagnose allerdings erschwert: Die Beschwerden sind allesamt unspezifisch. „Es gibt nicht das eine zweifelsfreie Symptom“, sagt Schneider. Eine ganze Reihe komme infrage - „beispielsweise eine Einschränkung des sexuellen Verlangens, verminderte Erektionsfähigkeit, ein Gefühl der Müdigkeit und Abgeschlagenheit, die Abnahme der Muskelmasse und Zunahme der Fettmasse im Körper.“ Es gebe aber auch Menschen mit geringfügig zu niedrigen Testosteronwerten, die völlig beschwerdefrei leben.

„Wenn man sich allein wegen mangelnder Libido oder Erektionsschwierigkeiten Testosteron verschreiben lassen will, ist das unsinnig, diese Symptome haben oft ganz andere Ursachen“, sagt Harald Klein von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie und Professor für allgemeine Endokrinologie an der Ruhr-Universität Bochum. Er wendet sich entschieden gegen Testosteron als Lifestyle- und Anti-Aging-Medikament – zu hohe Spiegel können etwa Leberschäden verursachen, viele Risiken kenne man vermutlich noch gar nicht. „Bei den Hormonsubstitutionen für Frauen in den Wechseljahren hat man auch erst nach zwanzig Jahren festgestellt, dass das negative gesundheitliche Folgen haben kann.“

Auch Schneider rät davon ab, vorschnell Testosteron zu verschreiben. Medizinisch sinnvoll sei eine Testosteronersatztherapie aber, wenn ein Patient starke Beschwerden und einen wiederholt zu niedrig gemessenen Testosteronspiegel hat. „Wer wirklich einen deutlichen Mangel hat, der muss auch eine Testosteronsubstitution kriegen“, sagt auch Klein. Denn ein langandauernder Mangel kann die Knochendichte beeinträchtigen und so unumkehrbare Schäden verursachen.

Zentraler Punkt ist, dass der Patient zu einem Experten geht, entweder zu einem Endokrinologen oder einem Andrologen, also einen auf Männerheilkunde spezialisierten Arzt. „Die Diagnostik gehört nicht in die Hände eines Hausarztes oder allgemeinen Internisten“, sagt Jacobeit. Der Facharzt müsse sorgfältig den Nutzen und Risikofaktoren abwägen, denn eine Ersatztherapie kann unter Umständen auch gefährlich sein. So besteht die erhöhte Gefahr von Prostatakrebs.

 

Eine Testosterontherapie könne zwar keinen Prostatakrebs entstehen lassen, aber einen schlummernden „aufwecken“ und dessen Wachstum beschleunigen, sagt Schneider. Risiken berge eine Therapie unter anderem auch für Männer mit Lungenerkrankungen, Problemen mit der Leber oder einem sogenannten Schlafapnoesyndrom. Oft sei es möglich, ganz ohne Medikamente auszukommen. „Wenn man Übergewicht reduziert, hat man gute Chancen, dass sich der Testosteronspiegel normalisiert“, sagt Schneider. Entsprechendes gelte, wenn die Genesung von einer schweren Krankheit erfolgt. Und auch Sport kann helfen, den Testosteronspiegel zu heben – allerdings nur in gemäßigter Form, betont Schneider: „Bei Hochleistungssportlern wie Marathonläufern kann das nach hinten losgehen, da sinkt der Spiegel oft wieder.“

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