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Experten sehen Antigentests als Alternative zum Lockdown

Archivmeldung vom 13.02.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.02.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Quacksalber haben schon seit jahrhunderten Hochkonjunktur (Symbolbild)
Quacksalber haben schon seit jahrhunderten Hochkonjunktur (Symbolbild)

Bild: Unbekannt / Eigenes Werk

Wissenschaftler und Unternehmen sehen eine Möglichkeit, den Lockdown durch massenhafte Antigentests zu beenden. Anfang März kommen bis zu 30 verschiedene Corona-Tests auf den Markt, mit denen sich jeder binnen einer Viertelstunde selbst testen kann. Das bestätigte das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Entsprechende Anträge liegen dem Amt vor. "Aktuell gehen wir auf Basis der bislang vorliegenden Antragsunterlagen davon aus, dass wir die ersten Sonderzulassungen Anfang März erteilen können", sagte ein Sprecher. Die Marburger Professoren Alexander Markowetz und Martin Hirsch schlagen gegenüber der FAS ein Computersystem vor, mit dem Bürger sich vor dem Besuch eines Restaurants, Konzertes oder eines Friseursalons testen können, um einen digitalen Passierschein zu erhalten. Geimpfte und Immune erhielten eine dauerhafte Erlaubnis.

Kai Nagel von der Technischen Universität Berlin, der für die Bundesregierung Computersimulationen des Infektionsgeschehens berechnet, hält solche Überlegungen für "plausibel". Sollte es durch Tests gelingen, neunzig Prozent aller Infizierten zu isolieren, gäbe es "kein relevantes Infektionsgeschehen mehr". Der Kölner Virologe Florian Klein sagt: "Die Gültigkeit eines Tests dürfte nur einen Tag betragen." Er könnte sich unter strengen Bedingungen die Öffnung von Restaurants vorstellen. "Bei einem Lokal mit gutem Hygienekonzept wäre das eine Möglichkeit." Sollten Selbsttests zur Pandemiebekämpfung geeignet sein, sieht der Münchner Verwaltungsrechtler Martin Burgi die Bundesregierung in der Pflicht, dieses mildere Mittel zu fördern.

"Die Politik hat eine Verpflichtung, smarte Lösungen zu fördern, und kann nicht immer nur die ordnungsrechtlichen Maßnahmen verschärfen." Handelsketten wie der Woolworth-Konzern loben die Überlegungen. "Die Nutzung von Antigen-Selbsttests sehen wir als eine weitere gute Möglichkeit, verantwortungsvoll zu handeln und den aktuellen Lockdown gemeinsam zu beenden", teilte der Konzern der FAS mit. Der Reiseveranstalter TUI berichtet von guten Erfahrungen mit Corona-Tests. Wer eine Kreuzfahrt oder einen Spanien-Urlaub bucht, muss einen negativen PCR-Test vorweisen. Unter Video-Anleitung hatten Touristen diese Tests sogar selbst vorgenommen. "Das funktioniert. Mit guten Antigentests wird es noch einfacher. Wir erwarten, dass solche Tests für Reisen in diesem Sommer weithin eingesetzt werden", sagte ein Unternehmenssprecher. Eine Gruppe mittelständischer Unternehmen, die unter Marken wie Kinopolis und Cineplex knapp die Hälfte aller Kinos in Deutschland betreiben, klagt aktuell gegen den Lockdown. Einer der Wortführer, Hans-Joachim Flebbe, hält das Freitesten für eine gute Übergangslösung.

"Tests können das Vertrauen zurückbringen, dass sich im Kino niemand ansteckt." Auch Gastronomen und Hoteliers hoffen, bald Gäste mit negativen Testergebnissen empfangen zu dürfen. In Hamburg hat Axel Strehlitz, der unter anderem das Klubhaus St. Pauli und das Udo-Lindenberg-Museum betreibt, zusammen mit einem IT-Unternehmer eine App entwickelt. Sie soll Testergebnisse fälschungssicher Personen zuordnen können und ihnen den Zutritt zu den Lokalen für bis zu 36 Stunden ermöglichen. "Wir waren damit im vergangenen September fertig", sagt Strehlitz. Die Hamburger Gesundheitsbehörde habe das Konzept aber nicht genehmigt. Neue Verfahren könnten die Kosten für einen Test auf unter zehn Euro drücken, glaubt Strehlitz. Dann se i das Freitesten auch für einen einzelnen Restaurant- oder Clubbesuch interessant. Sobald es einen politischen Beschluss dazu gebe, sei so etwas schnell umzusetzen, sagt Marcus Bernhard, der Vorstandsvorsitzende der Hotelgruppe Deutsche Hospitality, zu der unter anderem die Steigenberger Hotels gehören. "Ich persönlich denke, dass der Einsatz von Schnelltests eine praktikablere und schneller umsetzbare Lösung ist als der Nachweis einer Impfung."

In der Geschäftsleitung der Frankfurter Messe, des größten Messeveranstalters der Welt, gelten Schnelltests für alle Besucher als machbar. "Wir könnten das organisieren", sagt Iris Jeglitza-Moshage. Für Schnelltests könne man auch an Ort und Stelle vor dem Eingang geeignete Räume zur Verfügung stellen. Zusammen mit den Profiligen im Handball, Eishockey und Basketball, mit Kultur- und Gaststättenverbänden versucht die Deutsche Fußball-Liga ein Nachverfolgungssystem mit einer Schnittstelle zu den Gesundheitsämtern zu schaffen. Der Nachweis ein es negativen Corona-Tests könnte in diese Lösung integriert werden, heißt es aus den beteiligten Verbänden.

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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