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Kostenloser Bluttest für Schwangere trifft auf Widerstand

Archivmeldung vom 01.04.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.04.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: JMG / pixelio.de
Bild: JMG / pixelio.de

Pläne der gesetzlichen Krankenkassen, Schwangeren einen kostenlosen Bluttest zur frühen Erkennung von Behinderungen bei Ungeborenen anzubieten, stoßen auf einen ungewöhnlich breiten und massiven Widerstand im Bundestag. Der CDU-Abgeordnete und frühere Behindertenbeauftragte Hubert Hüppe sagte in einem Gespräch mit der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ): "Wir brauchen dringend eine breite gesellschaftliche Debatte über die Methode. Der Bluttest befördert eine Art Selektion, bei der nicht geborene Kinder mit Behinderung aussortiert werden".

Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt (SPD) betonte gegenüber der WAZ: "Dieser Test vermittelt den Eindruck, ein perfektes Kind sei möglich - das ist gefährlich und muss vermieden werden, um die Akzeptanz von Menschen in all ihrer Unterschiedlichkeit zu ermöglichen". Schmidt sagte, sie sei "mit aller Kraft" dagegen, den Test als Reihenuntersuchung zu nutzen. Er müsse an eine Indikation geknüpft und auf "Risikofälle" begrenzt werden.

Unterdessen haben sich 158 Parlamentarier aus allen vier Fraktionen des Bundestages kritisch gegenüber den Kassenplänen geäußert, die derzeit im Gemeinsamen Bundesausschuss diskutiert werden. In einer Anfrage an die Bundesregierung, die auch von Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD) unterschrieben ist, warnten sie, es könne bei Babys, die nach dem Testergebnis mit Down-Syndrom auf die Welt kommen würden, "zunehmend zu Schwangerschaftsabbrüchen kommen". Außerdem könnten "Eltern, die sich wissentlich für ein behindertes Kind entscheiden, künftig immer mehr in Erklärungsnöte geraten".

Die Abgeordneten weisen auf Erfahrungen in Dänemark hin. Dort wird der Test seit 2005 allen Schwangeren angeboten. 84 Prozent ließen ihn durchführen. "Die Zahl der in Dänemark mit Down-Syndrom geborenen Kinder hat sich halbiert".

Auch Hüppe sagt: "Das wird ein Massenprodukt. Das ist wie Ultraschall. Sie geben zwei Tropfen Blut ab, und kaum ein Kind mit Down-Syndrom wird mehr geboren".

Der Bluttest, der die risikobelastete Fruchtwasseruntersuchung ablösen soll, erfolgt zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft. Er wird heute schon Privatpatienten und in einzelnen Fällen auch von gesetzlichen Kassen angeboten und kostet zwischen 485 und 825 Euro.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)

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