Ibuprofen beeinflusst Leber stärker als gedacht
Archivmeldung vom 14.03.2020
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas beliebte Schmerzmittel Ibuprofen hat laut einer Studie der University of California größere Auswirkungen auf die Leber als bisher angenommen. Die Studie mit Labormäusen zeigt auch deutliche Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Tieren. Ibuprofen gehört zu den nicht-steroidale Entzündungshemmern, die häufig rezeptfrei gegen Schmerzen und Fieber eingesetzt werden. Die Forschungsergebnisse wurden in "Scientific Reports" veröffentlicht.
34 Stoffwechselwege verändert
Es ist bekannt, dass das Medikament zu Herzproblemen führen und das Schlaganfallrisiko erhöhen kann. Laut Forschungsleiter Aldrin Gomes waren die Auswirkungen auf die Leber bisher weit weniger gut erforscht. Das Team verabreichte Mäusen eine Woche lang eine moderate Dosis des Medikaments. Sie entsprach der eines erwachsenen Menschen, der täglich rund 400 Milligramm einnimmt.
Mittels Massenspektrometrie wurden Infos zu den Stoffwechselwegen in Leberzellen gesammelt. Gomes zufolge kam es zu mehr Veränderungen der Proteinexpression als angenommen. 34 Stoffwechselwege waren bei den mit Ibuprofen behandelten Tieren verändert. Dazu gehörten Signalwege, die am Stoffwechsel von Aminosäuren, Hormonen und Vitaminen, aber auch der Produktion von reaktivem Sauerstoff und Wasserstoffperoxid im Zellinneren beteiligt waren. Wasserstoffperoxid schädigt Proteine und belastet Leberzellen.
Geschlechtsunterschiede evident
Ibuprofen hatte unterschiedliche und in manchen Fällen entgegengesetzte Auswirkungen auf die Leber von männlichen und weiblichen Mäusen. Proteasom zum Beispiel, das unerwünschte Proteine entfernt, reagierte unterschiedlich. Das Medikament erhöhte die Aktivität von Cytochrom P450, das Medikamente abbaut bei weiblichen Tieren, senkte sie aber bei männlichen. Die Erhöhung von Cytochrom P450 könnte laut Gomes bedeuten, dass gemeinsam mit Ibuprofen eingenommene Medikamente bei Männern länger im Körper bleiben. Das sei bisher noch nie nachgewiesen worden.
Quelle: www.pressetext.com/Moritz Bergmann