US-Studie belegt Auswirkungen von PFT auf das Blutbild von Menschen
Archivmeldung vom 09.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWissenschaftler haben erstmals Hinweise darauf gefunden, dass die Industriechemikalie PFT die Entwicklung ungeborener Kinder beeinflussen kann. In einer Studie der US-Umweltbehörden "Centers for Disease Control and Prevention" (CDC) stellten Forscher fest, dass Kinder, die durch das Blut der Nabelschnur mit PFT belastet wurden, bei der Geburt ein geringeres Gewicht aufwiesen als Kinder unbelasteter Mütter.
Die Ergebnisse der US-Forscher könnten die Diskussion um Grenzwerte
für PFT neu anheizen. In Nordrhein-Westfalen ist das aus der Ruhr
gewonnene Trinkwasser seit der illegalen Entsorgung eines
PFT-verseuchten Düngers vor eineinhalb Jahren teilweise mit der
Chemikalie belastet.
"Die Hinweise sind schwach, aber sie sind statistisch relevant",
heißt es in der US-Studie, die vor wenigen Tagen in der
Fachzeitschrift "Environmental Health Perspectives" veröffentlicht
wurde. Die Autoren der Studie bitten ausdrücklich um eine vorsichtige
Interpretation der Forschungsergebnisse. Untersucht wurden 300
Neugeborene in Baltimore, Maryland.
"Das ist das erste Mal, dass diese Wirkung auf Menschen beschrieben
wird", sagt Prof. Michael Wilhelm, leitender Umweltmediziner der
Ruhruni Bochum und einer der führenden PFT-Experten in Deutschland,
im Gespräch mit der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen
Zeitung (WAZ), Freitag-Ausgabe. Bislang waren gesundheitliche Folgen
von PFT nur in Tierversuchen nachgewiesen worden. Er warnte vor
Panikmache, da die beschriebenen Effekte schwach seien. "Für eine
Risikoabschätzung ist es zu früh, aber wir müssen die Beobachtungen
der US-Forscher sehr aufmerksam verfolgen." Wilhelm wies darauf hin,
dass Menschen in den USA zwei- bis dreimal höher mit PFT belastet
seien als Deutsche.
Perfluorierte Tenside (abgekürzt PFT) sind seit über 50 Jahren ein
Grundstoff der Industrie. Mit ihnen werden zum Beispiel
Verpackungsmaterialien oder Textilien wasserabweisend gemacht. Der
Stoff ist mittlerweile weltweit in der Natur und im Menschen
nachweisbar. Weltweit gibt es nur zwei Studien an Menschen, eine
davon leitet Wilhelm selbst: Im sauerländischen Arnsberg, das vom
PFT-Problem besonders betroffen ist, wird derzeit das Blut von 350
Bürgern untersucht.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung