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Medizinethikerin fordert Kriterien zur Auswahl von Coronapatienten

Archivmeldung vom 19.03.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.03.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Schnupfen (Symbolbild)
Schnupfen (Symbolbild)

Bild: Thomas Blenkers / pixelio.de

Die Medizinethikerin Alena Buyx hält es für möglich, dass schon bald Ärzte in deutschen Krankenhäusern Corona-Patienten nach ihrer Überlebenschance einteilen müssen. Diese sogenannte Triage sei möglich, sagte die Wissenschaftlerin der Technische Universität München der "taz".

Und zwar wenn die Zahl schwer erkrankter, beatmungsbedürftiger Covid-19-Patienten in Deutschland rasant steigen und die personellen wie materiellen Ressourcen in den Kliniken nicht mehr zur Versorgung aller Patienten ausreichen würden. "Es ist absolut grässlich, eine Entscheidung treffen zu müssen im Wissen, dass ich nur den einen retten kann und dass der andere deswegen stirbt. In der Krise müssen wir eine Triagierung vorschalten", sagte Buyx der "taz". Das Infektionsschutzgesetz lasse offen, nach welchen Kriterien Ärzte ihre Patienten im Fall einer Pandemie priorisieren sollen. Diese Lücke müsse dringend geschlossen werden, forderte Buyx.

"Wir brauchen eine Handreichung für Ärzte mit den Kriterien zur Triage." Buyx, die auch Mitglied des Deutschen Ethikrats ist, sprach sich für die Gründung einer Expertenkommission aus Notfall-, Katastrophen- und Intensivmedizinern, Pandemieexperten, Ethikern, juristische Experten und solchen aus dem leitenden Krankenhausmanagement aus, um Triage-K riterien zu entwickeln. "Ich plädiere für eine interdisziplinäre Adhoc-Kommission", sagte sie der "taz". Bevorzugt behandelt werden sollten erstens Patienten, die zwingend intensivmedizinische Versorgung bräuchten. Zweitens, so die Medizinethik-Professorin, müsse beurteilt werden, "wer innerhalb der Gruppe derjenigen, die Beatmung benötigen, die beste Prognose hat, gesund zu werden".

Und drittens sei zu diskutieren, ob "systemerhaltendes Personal im Krankheitsfall zu bevorzugen ist, also Menschen, die wichtig sind für die Infrastruktur eines Landes, klinische Gesundheitsberufe etwa oder jene mit zentraler Funktion in der Energieversorgung". Abstrakte Altersgrenzen, wie sie in Italien diskutiert wurden, hielt sie hingegen "für problematisch". Buyx warnte davor, die Triage-Entscheidung den einzelnen Ärzten zu überlassen. "Das wäre eine Zumutung und eine Überforderung, auch psychologisch", sagte sie. Niemand in Deutschland habe konkrete Erfahrungen mit Zuständen absoluter medizinischer Knappheit aufgrund einer Pandemie, und dies gelte auch für Beschäftigte im Gesundheitsbereich, betonte Buyx. "Ein Szenario, in dem wirklich alle Kapazitäten ausgeschöpft wären - Personal, Beatmungsgeräte, Betten -, darauf sind Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger in Deutschland nicht vorbereitet."

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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