Ersetzen von Neuronen: Neues Verfahren zur Alzheimer-Behandlung entdeckt
Archivmeldung vom 07.02.2019
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine internationale Forschungsgruppe hat zum ersten Mal in der Geschichte einen Mechanismus zum Ersetzen von verlorenen Neuronen entdeckt, der in Zukunft bei der Behandlung von Patienten mit Parkinson und Alzheimer eingesetzt werden könnte. Das teilte der Leiter der Gruppe, Wjatscheslaw Djatschuk, Sputnik mit.
Weiter heißt es hierzu auf deren deutschen Webseite: "Djatschuk (vom Nationalen Forschungszentrum für Meeresbiologie) wurde am Donnerstag im Kreml mit dem Präsidentenpreis für junge Forscher für Errungenschaften im Jahr 2018 ausgezeichnet.
Damit wurde Djatschuks Entdeckung von neuen Mechanismen zur Entwicklung der Nervensysteme von Tieren belohnt. An der Forschung beteiligten sich Spezialisten des Nationalen Forschungszentrums für Meeresbiologie der Russischen Akademie der Wissenschaften, der Ersten Moskauer staatlichen Medizinischen Universität „Iwan Setschenow“, des Instituts für Entwicklungsbiologie „Nikolai Kolzow“ und des schwedischen Karolinska-Instituts.
„Wir haben zum ersten Mal in der internationalen Wissenschaft einen Mechanismus zur Spezialisierung von Gliazellen in Neuronen in der frühen Entwicklungsphase entdeckt, was wichtig für die Behandlung von Krankheiten ist, die mit der Degeneration von Neuronen verbundenen sind“, sagte Djatschuk. „Bei Tieren teilen sich Nervenzellen kaum. (…) An genmanipulierten Mäusen wurde gezeigt, dass es Möglichkeiten für die Regeneration von Neuronen aus anderen Zellstoffen in der frühen Entwicklungsphase gibt – und ein solcher Zellstoff, der verlorene Neuronen ersetzen könnte, wären Gliazellen.“
Dem Wissenschaftler zufolge entsteht dadurch ein großes Potenzial für die Behandlung von Krankheiten, die mit dem Verlust von Nervenzellen verbunden sind. Zunächst müssen weitere Tests an genmanipulierten Mäusen durchgeführt werden, um einzelne Details dieses Mechanismus zu klären. Falls diese Experimente erfolgreich enden sollten, könnten weiter Tests an Menschen organisiert werden.
„Es ist noch zu früh, vom Einfluss auf diese oder jene Krankheit zu sprechen, aber falls dieses Prinzip funktioniert (…), würde das die 100-prozentige Ausheilung von mit dem Nervenzellenverlust verbundenen Krankheiten bedeuten. Falls das Nervenstützgewebe Neuronen wiederherstellen kann, kann man das Problem ihres Verlustes in den Griff bekommen“, so der Forscher weiter. Dann könnten nach seinen Worten Menschen, die unter solchen Krankheiten leiden, wieder zum normalen Leben zurückkehren.
Diese Entdeckung sei erst gemacht und noch nicht patentiert worden, sagte Djatschuk. Bald werde diese Frage geregelt, und das entsprechende internationale Patent werde gerade Russland haben. Wann die Erfindung bei der Behandlung von Menschen eingesetzt werden könnte, sagte der Wissenschaftler nicht – es stehen noch etliche weitere Tests bevor.
„Die nächste Phase werden tiefere, detaillierte Forschungen ausmachen. Es müssen molekulare Mechanismen des Übergangs von Gliazellen in Neuronen analysiert werden, um zu verstehen, ob das ungefährlich wäre: Unser Organismus könnte Gliazellen bei ihrer Transplantation als Krebszellen wahrnehmen“, betonte der Forscher.
Wenn sich mit dem Problem Neuronenersatz die internationale Forschergemeinschaft beschäftigen würde, dann wären das nach seinen Worten gleich mehrere Laboratorien – und das wäre ein Unterpfand dafür, dass Wege zum Einsatz von Gliazellen bei der Behandlung von Krankheiten schneller gefunden würden.
„Die internationale Forschergemeinschaft hat auf diese Entdeckung sehr positiv reagiert. Die Ergebnisse wurden in angesehensten Fachmagazinen veröffentlicht – das bedeutet, dass man uns glaubt, und das ist die Hauptsache. Dann stellt sich die Frage, ob die internationale Forschergemeinschaft bereit ist, dieses Thema weiterzuentwickeln. Ich denke, ja. Wenn es um Gesundheit der Menschen geht, sind unabhängige kollektive Forschungen nötig. Aber dass Gliazellen uns helfen könnten, einige ‚Pannen‘ bei der Entwicklung von Nervensystemen sowohl in frühen Entwicklungsphasen als auch bei älteren Menschen zu ‚reparieren‘, ist schon jetzt Fakt“, ergänzte Djatschuk."
Quelle: Sputnik (Deutschland)