Vertrauen in Gesundheitspolitik dramatisch gesunken
Archivmeldung vom 08.06.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDas Vertrauen der Bundesbürger in die Gesundheitspolitik nimmt auch in Zeiten der Großen Koalition weiter dramatisch ab: Nicht einmal mehr jeder Dritte (29%) traut der Politik noch zu, die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung langfristig sicherstellen zu können.
Im vergangenen Jahr waren dies (immerhin)
noch 37 Prozent. Auch das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der
gesetzlichen Krankenversicherung ist rückläufig. Gleichzeitig
verstärkt sich bei vielen Bundesbürgern (36%) der Eindruck, dass sich
die Akteure im Gesundheitswesen deutlich stärker von Eigeninteressen
als vom Patientenwohl leiten lassen.
Dies sind Ergebnisse der aktuellen Studie "Health Care Monitoring
2006" (Halbjahresreport) des Kölner Marktforschungs- und
Beratungsinstituts psychonomics AG. 1.500 Bundesbürger ab 16 Jahren
wurden im März und April 2006 repräsentativ befragt. Mitherausgeber
der Studie ist Acxiom Deutschland.
Miserables Image der Gesundheitspolitik
Die Gesundheitspolitik erhält im Vergleich zu allen anderen
Beteiligten im Gesundheitswesen in der Bevölkerung in punkto
"Sympathie", "Vertrauenswürdigkeit", "Verlässlichkeit", "Kompetenz"
und "Patientenorientierung" mit Abstand die schlechtesten Noten.
Sogar die Arzneimittelhersteller, die in der Öffentlichkeit
traditionell um ihr Image kämpfen müssen, schneiden hier besser ab.
Vorne in der Gunst der Bürger liegen Hausärzte und Apotheker; in
Sachen Kompetenz genießen letztere derzeit sogar ein höheres Ansehen
als Ärzte. Krankenkassen, Krankenversicherer und Krankenhäuser landen
im Mittelfeld der Beurteilung.
Gesundheitsverhalten weiter im Wandel
Das Gesundheitsverhalten ändert sich infolge der
gesundheitspolitischen Reformen der letzen Jahre erkennbar weiter:
Nur noch weniger als ein Viertel der Bundesbürger (23%) gehen nach
eigenen Angaben direkt zum Arzt, wenn sie spüren, dass sie krank
werden. 1998 lag dieser Wert noch doppelt so hoch (56%).
Knapp zwei Drittel der Deutschen (61%) versuchen sich bei
leichteren Beschwerden zunächst mit rezeptfreien Medikamenten selbst
zu helfen (2003: 55%). Zudem greift mehr als jeder dritte Deutsche zu
Beginn leichterer Erkrankungen auf "bewährte Hausmittel" zurück und
verzichtet auf eine Medikamenteneinnahme. Ein Viertel unternimmt bei
leichteren Beschwerden sogar gar nichts und wartet einfach ab, bis
die Erkrankung vorüber geht. Gleichzeitig ist der Stellenwert von
Apothekenbesuchen als "kleiner Arztbesuch zwischendurch" weiter
gestiegen: 64 Prozent lassen sich bei leichteren Erkrankungen von
Apothekern beraten und verzichten stattdessen auf Arztbesuche (2003:
56%). Auch zusätzliche Apotheken-Services wie
Informationsveranstaltungen zu Gesundheitsthemen, regelmäßige
Gesundheits-Newsletter oder konkrete Beratungsleistungen wie
Ernährungsberatung stoßen auf hohes Interesse.
Sparen bei Gesundheitsausgaben
Viele Bundesbürger haben Sparmaßnahmen ergriffen, um ihre Ausgaben
für die Gesundheit zu reduzieren:
So haben den letzten 12 Monaten 5 Prozent der gesetzlich
versicherten Bundesbürger nach eigenen Angaben ihre Krankenkasse
gewechselt, um die monatlichen Beiträge zu senken. 17 Prozent geben
an, weniger rezeptpflichtige Medikamente eingenommen zu haben, um
Zuzahlungen einzusparen. 28 Prozent haben im vergangenen Jahr weniger
rezeptfreie Medikamente gekauft; 26 Prozent haben zwar nicht weniger
Medikamente eingenommen, sind aber auf preisgünstigere Arzneimittel
umgestiegen. Viele geben zudem an, rezeptfreie Präparate auch
außerhalb von Apotheken in Drogerien, Reformhäusern oder bei
Discountern eingekauft zu haben.
Die monatlichen Pro-Kopf-Ausgaben der Bundesbürger für rezeptfreie
Medikamente (OTC-Präparate) liegen nach eigenen Angaben bei 8,40 EUR
(Vorjahr: 9,50 EUR). Von den sechs Gesundheitstypen in der
Bevölkerung geben "Informierte" (14 EUR) und "Ängstliche" (10,50 EUR)
überdurchschnittlich viel für rezeptfreie Arzneien aus,
gesundheitlich "Desinteressierte" mit 4,10 EUR hingegen am wenigsten.
Nahrungsergänzungspräparate als Mittel zur "körperlichen Stärkung und Gesunderhaltung" werden von jedem dritten Bundesbürger (36%) regelmäßig eingenommen. Knapp die Hälfte (45%) lehnen deren Verwendung - insbesondere ohne vorherige Empfehlung von Ärzten, Apothekern oder Ernährungsberatern - aber ab.
Quelle: Pressemitteilung psychonomics AG