Plastik-Studie: Fast alle Kinder mit Weichmachern belastet
Archivmeldung vom 13.09.2019
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Freigeschaltet durch André OttNahezu alle Kinder und Jugendlichen weisen laut einer bislang noch unveröffentlichten Studie des Umweltbundesamts und des Robert Koch-Instituts Plastikinhaltsstoffe im Körper auf. Für einen Teil der 15 untersuchten Stoffe existieren keine gesundheitskritischen Grenzwerte, und bei denen, für die es welche gibt, wurden diese bei zwei Verbindungen überschritten, berichtet der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe.
Die Bundesregierung zitiert als Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen zur Belastung der Bevölkerung mit Chemierückständen aus der "Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen 2014-2017". Fokus der Studie war das "Human-Biomonitoring" von 3- bis 17-Jährigen. In Urinproben wurden bei 97 bis 100 Prozent der 2.500 Teilnehmer Rückstände von 11 der 15 getesteten Stoffe, vorrangig in Plastik enthaltene Weichmacher, nachgewiesen. "Unsere Studie zeigt eindeutig, dass Plastikinhaltsstoffe mit steigender Produktion auch vermehrt im Körper auftreten", sagte Marike Kolossa-Gehring, Mitautorin der Studie beim Umweltbundesamt.
"Dabei ist wirklich besorgniserregend, dass die jüngsten Kinder als die sensibelste Gruppe am stärksten betroffen sind." Auch die Grünen sind alarmiert. "Es ist zu wenig erforscht, wie die vielen Stoffe in ihrer Summe auf unsere Körper wirken", sagte Bettina Hoffmann, Umweltgesundheitsexpertin der Bundestagsfraktion. Bedenklich seien die hohen Werte von PFOA (Perfluoroctansäure), das in der Studie ebenfalls untersucht wurde. Bei 20 Prozent der Untersuchten lagen sie über dem Grenzwert, bei jüngeren Kindern sind es sogar mehr. "Es kann nicht sein, dass jedes vierte Kind zwischen drei und fünf Jahren so stark mit Chemie belastet ist, dass langfristige Schäden nicht sicher ausgeschlossen werden können", so Hoffmann. PFOA, das in Outdoorkleidung oder in Beschichtungen enthalten ist, war in Tierversuchen krebserregend und fruchtbarkeitsschädigend. Es ist ab 2020 EU-weit verboten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur