Dignitas wird nicht verboten
Archivmeldung vom 26.05.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakDer Zürcher Kantonsrat lehnt ein Verbot der Sterbehilfeorganisation Dignitas ab. Er hat ein dringliches Postulat mit 120 zu 31 Stimmen abgelehnt. Für den Vorstoss stimmten EVP, CVP, EDU und einzelne SVP-Mitglieder.
Anlass für die Forderung nach einem Verbot war das von Dignitas
verwendete Gas Helium anstelle von Natriumpentobarbital. Der
Erstickungstod mit Helium sei grausam, fanden die Postulanten. Sie sind
überzeugt, dass eine Mehrheit der Bevölkerung ein Verbot von Dignitas
unterstützt.
Die Befürworter eines Verbots bezweifeln, dass Dignitas nicht aus
selbstsüchtigen Gründen handelt. Ein EVP-Vertreter bezeichnete es als
unverständlich, dass der Regierungsrat nicht gegen die Organisation
eingreife, seien die Gewinnabsichten von Dignitas doch offensichtlich.
Der «Sterbetourismus» sei eine «pervertierte Form der Sterbehilfe»
und erfordere die Intervention des Staates, sagte ein EDU-Sprecher. Für
ein Verbot von Dignitas votierten vor allem Gegner jeglicher
Sterbehilfe.
Eine Sozialdemokratin warf den Postulanten vor, ein «wildes
Sammelsurium von untauglichen Forderungen» vorgelegt zu haben. Auf
populistische Weise werde vorgegeben, etwas gegen Dignitas tun zu
wollen.
Sinnvoll sei vielmehr, auf Bundesebene klare Standards zur
Sterbehilfe festzulegen. Diese Forderung wurde auch von FDP, Grünen und
GLP unterstützt. Erfreulicherweise sei Justizministerin Eveline
Widmer-Schlumpf ja dazu bereit.
Auch der Zürcher Regierungsrat begrüsst eine Regelung der Tätigkeit
der organisierten Suizidbeihilfe auf eidgenössischer Ebene, wie
Justizdirektor Markus Notter (SP) sagte. Missbrauchsgefahr bestehe
nämlich tatsächlich.
Die Grenzen im Strafrecht sind allerdings gemäss Notter bereits
heute gesteckt und die Strafverfolgungsbehörden nähmen ihre Aufgabe
wahr.