Depressionen erhöhen Risiko für einen frühen Tod
Archivmeldung vom 25.10.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTrotz eines erhöhten Bewusstseins für psychische Erkrankungen bleibt bei Depressionen ein enger Zusammenhang mit dem erhöhten Risiko eines frühen Todes bestehen. Dieses Risiko ist bei Frauen in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen, wie die "60-year Stirling County Study" ausweist. Die Forschungsergebnisse wurden im "Canadian Medical Asscociation Journal" veröffentlicht.
3.410 Erwachsene analysiert
Laut Stephen Gilman vom Eunice Kennedy Shriver National Institute of Child Health and Human Development gibt es heute weniger Stigmata und bessere Behandlungsmöglichkeiten, die Verbindung zur Mortalität bleibt aber bestehen. "Zu Beginn war dieser Zusammenhang auf Männer beschränkt, später konnte er jedoch auch bei Frauen beobachtet werden."
Die 1952 in den atlantischen Provinzen Kanadas gestartete Stirling County Study gilt international als eine der ersten zu psychischen Erkrankungen auf Gemeindeebene. Ein internationales Forscherteam hat die Gesundheitsdaten von 3.410 Erwachsenen während drei Zeitabschnitten - für 1952 bis 1967, 1968 bis 1990 und 1991 bis 2011 - analysiert.
Diese Daten wurden mit den Sterbefällen in der Canadian Mortality Database abgeglichen. Fazit: Der Zusammenhang zwischen Depressionen und einem erhöhten Sterberisiko in allen Jahrzehnten konnte im Zuge der Studie bei Männern beobachtet werden. Bei Frauen begann der Anstieg in den 1990er-Jahren. Das Sterberisiko in Zusammenhang mit Depressionen schien in den Jahren nach einer depressiven Episode am größten zu sein. Die Studienautoren vermuten daher, dass es durch eine Remission der Krankheit aufgehoben werden könnte.
Sterberisiko seit 1992 gestiegen
Zu Beginn der Studie lag das Durchschnittsalter der Teilnehmer bei 49 Jahren. "Die Lebensdauer bei jungen Erwachsenen mit einer Depression im Alter von 25 Jahren war im Verlauf der 60 Jahre der Studienlaufzeit deutlich geringer. In der ersten Gruppe nahm die Lebenszeit um zehn bis zwölf Jahre ab, in der zweiten um vier bis sieben Jahre und in sieben bis acht Jahre in der Gruppe aus dem Jahr 1992", so Ian Colman von der University of Ottawa. "Am beunruhigendsten ist die Zunahme des Sterberisikos bei Frauen mit Depressionen zwischen 1992 und 2011."
Obwohl Depressionen mit einer schlechteren Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen und dem Konsum von Alkohol in Verbindung gebracht werden, erklären sie das erhöhte Sterberisiko bei Depressionen in dieser Studie nicht. Der gesellschaftliche Wandel könnte für das erhöhte Sterberisiko bei Frauen verantwortlich sein.
"In den letzten 20 Jahren der Studie haben sich die Rollen zu Hause und am Arbeitsplatz drastisch verändert. Viele Frauen sehen sich vielfältigen Verantwortungen und Erwartungen gegenüber", meint Colman. Zu den Einschränkungen der Studie gehören große Intervalle zwischen den Interviews mit den Teilnehmern, die eine Bestimmung des exakten Auftretens der Depressionen und eines zwischenzeitlichen Wiederauftretens der Krankheit verhinderten.
Quelle: www.pressetext.com/Moritz Bergmann