Kinderärzte fordern umgehende Öffnung von Schulen und Kitas
Archivmeldung vom 01.03.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićVor dem Corona-Gipfel von Bund und Ländern fordern die Kinderärzte eine schnelle Öffnung von Schulen und Kitas. "Auch nach dem Auftreten von Virusmutationen bleibt es dabei, dass Kinder und Jugendliche keine Treiber der Pandemie sind", sagte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Deshalb könnten und müssten alle Schulen und die Kitas umgehend wieder geöffnet werden. "Sie spielen im Infektionsgeschehen keine nennenswerte Rolle." Untersuchungen hätten ergeben, dass das Virus überwiegend von Erwachsenen eingeschleppt werde. Eine weitere Schließung der Schulen würde die Kollateralschäden für Kinder und Jugendliche massiv erhöhen, so Fischbach.
"Die psychischen, sozialen und emotionalen Beeinträchtigungen sind nach einem Jahr im Corona-Ausnahmezustand jetzt im zweiten Lockdown sogar noch stärker als im ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr." Neben Vereinsamung, Depression, aggressivem Verhalten und innerfamiliären Konflikten sei auch eine Zunahme der Fettleibigkeit aufgrund von Bewegungsmangel zu beobachten. "Je länger der Lockdown dauert, desto massiver werden aller Voraussicht nach die Langzeitfolgen sein." Wichtig sei nun, dass nicht nur Grundschullehrer, sondern auch Lehrer weiterführender Schulen nun vorrangig geimpft würden.
"Gerade die weiterführenden Schulen spielen in der Virusverbreitung gegenüber den Kitas und Grundschulen eine deutlich relevantere Rolle", sagte Fischbach.
Auch die Entwicklung eines Impfstoffs für Kinder und Jugendliche müsse stärker vorangetrieben werden. "Es kann doch nicht sein, dass Kinder und Jugendliche im Sommer weiterhin von Beschränkungen betroffen sind, während die meisten Erwachsenen wieder alle Freiheiten genießen können. Außerdem schaffen wir keine Herdenimmunität, wenn wir die große Gruppe der Kinder und Jugendlichen auslassen."
Der Impfstoff von Biontech/Pfizer hat auch eine Zulassung für Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren. Zumindest chronisch Kranke in dieser Altersgruppe müssten bevorzugt geimpft werden. "Es ist völlig unverständlich, dass das bisher noch nicht einmal in Erwägung gezogen wurde", sagte Fischbach.
Skeptisch zeigte sich der Verbandspräsident mit Blick auf den Dauer-Einsatz von Corona-Schnelltests zur Selbstanwendung bei Schulkindern. Dies sehe er kritisch, sagte er. "Hier bekommen sie allenfalls eine Scheinsicherheit, weil bei der Anwendung Fehler passieren können und die Aussagekraft dieser Tests ohnehin geringer ist als die von Labortests." Die Ministerpräsidenten der Länder kommen am Mittwoch erneut mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen, um über den weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie zu beraten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur