Kassenärzte warnen vor Risiken des medizinischen Shutdowns
Archivmeldung vom 05.06.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hat davor gewarnt, Patienten mit anderen Erkrankungen wegen der Corona-Pandemie zu vernachlässigen. "Die Wahrscheinlichkeit, einem unentdeckten Herzinfarkt zu erliegen, ist höher, als an Covid-19 zu sterben", sagte Gassen dem "Spiegel".
Gassen weiter: "Wir haben nicht nur Covid-19 in Deutschland." Auch die anderen Patienten dürften nicht aus dem Blick verloren werden. "Jetzt sollten wir den Normalbetrieb schnell wieder hochfahren." In einem Positionspapier, über das der "Spiegel" berichtet, wertet die Kassenärztliche Vereinigung Bayern aus, wie sich das Verhalten der Patienten geändert hat, nachdem die Landesregierung Mitte März den Katastrophenfall ausgerufen hatte.
"Die Verunsicherung in der Bevölkerung hat eine drastische Unterversorgung in der ärztlichen Versorgung verursacht", heißt es in dem Papier. So seien die Arzt-Patienten-Kontakte bei bayerischen Fachärzten in der letzten Märzwoche im Vorjahresvergleich um mehr als 40 Prozent eingebrochen. Der Rückgang betraf alle Medizinergruppen. Ambulante Operationen bei Augenärzten gingen Ende März um 59 Prozent zurück, Vorsorgeuntersuchungen bei Gynäkologen um 54 Prozent und Früherkennungsleistungen beim Hausarzt um 80 Prozent. Für April und Mai liegen noch keine offiziellen Abrech nungsdaten vor, aber die KV Bayern rechnet damit, dass sich der Trend verstetigt hat. Die Mediziner klagten, dass auch Patienten mit schweren Erkrankungen den Arztbesuch scheuen. "Eine ausbleibende ambulante ärztliche Versorgung kann besonders hier zu irreversiblen Schäden der Gesundheit führen", heißt es in dem Papier.
Quelle: dts Nachrichtenagentur