Mediziner entdecken neues Organ mitten im Kopf
Archivmeldung vom 23.10.2020
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Freigeschaltet durch Anja SchmittNiederländische Mediziner sind auf ein neues Organ im menschlichen Rachen gestoßen. Es besteht aus zwei paarig angeordneten Speicheldrüsen, die noch niemand vorher beschrieben hatte. Dies könnte zu völlig neuen Behandlungsansätzen für Tumorpatienten führen. Dies meldet das online Magazin "Sputnik".
Weiter heißt es hierzu in einem Bericht von Bolle Selke auf deren deutschen Webseite: "Der menschliche Körper, so könnte man meinen, ist bereits vollständig erforscht. Doch nun sind Forscher des Netherlands Cancer Institute, des Nationalen Krebsforschungsinstituts in Amsterdam, auf zwei bislang unbekannte Speicheldrüsen gestoßen. Wie Mediziner um die Onkologen Wouter Vogel und Matthijs Valstar im Fachjournal “Radiotherapy & Oncology” berichten, wurden diese hinter dem Nasenrachen (Nasopharynx) während einer Studie mit einer neuen Scan-Methode zur Erkennung und Untersuchung von Krebs im Nacken- Kopf-, Rachen- und Zungenbereich. Der Grund für diese späte Entdeckung ist, dass die Strukturen nur mit Hilfe der neuen PSMA-PET/CT-Technologie zu finden und darzustellen sind. Dieses Verfahren wird bisher zum Sichtbarmachen von Prostata-Tumoren angewendet.
Die neuen Drüsen, das hat die Obduktion zweier Krebsopfer gezeigt, enthalten unterschiedliche, spezialisierte Zellen. Deshalb wurden sie von den Wissenschaftlern auch als eigenständiges Organ definiert.
„Bislang waren drei große Speicheldrüsen bekannt (Ohr-, Unterkiefer- und Unterzungenspeicheldrüse) bekannt. Im Nasenrachen sollten sich nach bisherigem medizinischem Wissen eigentlich keine weiteren großen Speicheldrüsen befinden, waren dort bislang doch nur kleine Speicheldrüsen bekannt“, erklärt Strahlentherapeut Vogel. „Sie können sich vielleicht unser eigenes Erstaunen vorstellen, als wir diese zusätzlichen großen Speicheldrüsen auf den Scans sahen.“
Aufgrund der anatomischen Position der Speicheldrüsen im Nasenrachen schlagen die Wissenschaftler vor, die Drüsen als „tubarial glands“ (Tubariusdrüsen) zu bezeichnen.
„Unsere Entdeckung ist also nicht nur eine anatomische Überraschung“, so Vogel. „Sie hat auch einen direkten Nutzen für betroffene Krebspatienten: Bei einer Vielzahl von Patienten sollte es zukünftig möglich sein, die Strahlung derart anzuwenden, dass die neuentdeckten Drüsen ausgespart bleiben, so wie man bereits darum bemüht ist, die bekannten Speicheldrüsen auszulassen.“
Noch steht allerdings nicht mit Sicherheit fest, dass die beschriebene Struktur als eigenes Organ klassifiziert werden kann, da es derzeit nur eine einzelne Publikation mit diesem Vorschlag gibt. "
Quelle: Sputnik (Deutschland)