Mehr Demenzpatienten bei Hitze?
Archivmeldung vom 21.07.2010
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtHochsommer in ganz Deutschland. Bei Temperaturen um oder über 30° Celsius freuen sich Bäder und Biergärten über großen Andrang. Aber auch Ärzte und Krankenhäuser vermelden steigende Patientenzahlen. Neben Hitzekollaps, Kreislaufschwäche und Sonnenbrand gibt es in dieser Zeit auch vermehrt Anfragen von zumeist älteren Personen. Sie befürchten, dass jetzt mehr oder minder plötzlich auftretende Symptome Anzeichen einer beginnenden oder bereits manifesten Demenzerkrankung, wie z.B. der Alzheimer Demenz, sein könnten.
Hat eine Hitzeperiode also Auswirkungen auf die Entwicklung einer Demenzerkrankung? „Nein“, sagt Privatdozentin Dr. Katharina Bürger von der Gedächtnis-Ambulanz des Instituts für Schlaganfall- und Demenzforschung am Universitätsklinikum in München-Großhadern. „Bei erheblichem Flüssigkeitsverlust können aber gerade bei älteren Menschen Symptome wie Verwirrtheitszustände, Kreislaufbeschwerden, Schwäche oder Fieber auftreten.“ Diese Zustände sind vorübergehend. Denn gerade für unser Gehirn ist ein ausgewogener Flüssigkeitshaushalt wichtig. „Wenn man viel schwitzt, weil der Körper dadurch für Abkühlung sorgt, muss man genügend trinken“, sagt die Alzheimer-Expertin Bürger. Normal sind eineinhalb bis zwei Liter, an besonders heißen Tagen kann auch die doppelte Menge nötig sein. Am besten sind zuckerfreie und mineralhaltige Getränke.
Warum aber ist das für ältere Menschen oft ein Problem? „Im Alter nimmt häufig das Durstgefühl ab“, erklärt Dr. Katharina Bürger. Als Gegenmaßnahmen empfiehlt sie: „Einen Trinkplan aufstellen, und die Trinkmenge an häufig frequentierten Plätzen des Hauses oder der Wohnung platzieren.“ Personen mit schwerwiegenden Funktionsstörungen des Herzens oder der Nieren sollten jedoch nicht mehr als 1,5 Liter am Tag trinken.
„Tritt im Sommer plötzlich eine Verwirrtheit auf oder sogar Hirnleistungsstörungen, so weisen diese eher auf Flüssigkeitsmangel hin, nicht aber auf eine Demenz“, so die Expertin vom Klinikum der LMU in Großhadern. Der Zustand von Demenzpatienten kann sich bei Flüssigkeitsmangel aber dramatisch verschlechtern, denn diese Patienten „vergessen“ regelrecht das Trinken und spüren oft auch kein Durstgefühl. Die wichtigste Therapie ist dann nicht primär und dauerhaft die Gabe von Psychopharmaka, sondern von Wasser.
„Wer älter als 60 Jahre und trotz ausreichender Flüssigkeitszufuhr in Sorge um seine Hirnleistung ist, kann und sollte sich aber testen lassen“, betont Dr. Bürger. „Viele Menschen klagen mit zunehmendem Alter über Gedächtnis- oder Konzentrationsprobleme.“ Dabei kann es sich um eine „normale“ altersbedingte Vergesslichkeit handeln. Nicht selten sind solche Beschwerden jedoch auch Ausdruck einer Erkrankung (z.B. Durchblutungsstörungen, Depression, Stoffwechselstörungen) eventuell auch einer beginnenden Demenzerkrankung wie z.B. der Alzheimer-Krankheit.
„Es ist wichtig, diese Erkrankungen frühzeitig zu erkennen, da mit den heute zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten der Verlauf in vielen Fällen günstig beeinflusst werden kann“, sagt Dr. Bürger. So können die Gedächtnisleistungen und die Selbstständigkeit im Alltag häufig gebessert oder für eine gewisse Zeit stabil gehalten werden.
„In unserer Gedächtnissprechstunde erhalten Patienten und Risikopersonen eine umfassende Diagnostik, Beratung und Behandlung“, so Bürger. „Wir suchen nach möglichen Ursachen für Gedächtnis- und Konzentrationsproblemen im Rahmen einer spezialisierten Diagnostik nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.“ Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Durch die Integration in das Klinikum der Universität München und die enge Zusammenarbeit mit benachbarten Einrichtungen, insbesondere der Neurologischen Klinik besteht Zugang zu allen Angeboten der modernen Medizin. Die Betreuung erfolgt in enger Abstimmung mit den Angehörigen und niedergelassenen Kollegen.
Patienten können sich unter Tel: 089-7095 8330 direkt an die Gedächtnis-Ambulanz wenden.
Quelle: Klinikum der Universität München