ZDF-Magazin "Frontal 21" deckt zweifelhafte Geschäfte mit Organen auf
Archivmeldung vom 14.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHerz, Leber, Bauchspeicheldrüse oder Niere bietet die Firma Germany China Medical mit kürzesten Lieferzeiten an. "Frontal 21" stieß bei Recherchen auf ein international arbeitendes Netzwerk von Firmen, die in zweifelhafte Geschäfte mit Organen verwickelt sind.
Auf ihrer Internetseite verspricht zum Beispiel
Germany China Medical "Organverpflanzungen in den besten
medizinischen Zentren". So soll die Vermittlung einer
Lebertransplantation in Kolumbien 95.000 Euro kosten. Doch die auf
der Internetseite angegebene Kontaktadresse in Frankfurt entpuppt
sich als Briefkastenfirma. Anrufe werden an ein Call-Center, E-Mails
über einen Server in Kanada weitergeleitet.
Tatsächlich agiert das Unternehmen nach Recherchen von "Frontal
21" von Hongkong aus. Dort werden die Organtransplantationen in
Südamerika organisiert. Deutsche Patienten werden an einen Arzt in
Israel verwiesen, der sie medizinisch betreuen soll. Als Eigentümer
ist ein Investmentunternehmen registriert.
Wer sich darauf einlasse, mache sich strafbar, warnt der Münchener
Strafrechtsprofessor Ulrich Schroth. Deutsche Staatsbürger verstoßen
gegen geltendes Recht, denn das Transplantationsgesetz schreibt vor,
dass Organe ausschließlich freiwillig und ohne finanziellen Vorteil
gespendet werden müssen. Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren
drohen demjenigen, der gegen dieses Gesetz verstößt.
"Das ist ein System, das offenbar um Geheimhaltung bemüht ist. Man muss den Verdacht haben, dass es hier einen kriminellen Hintergrund gibt, allein schon aufgrund der Art, wie es organisiert ist", sagt Luc Noel von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gegenüber "Frontal 21". Hier werde mit dem Leid kranker Menschen Profit gemacht. Organempfänger auf den Philippinen und in Kolumbien würden zu Gunsten reicher Ausländer betrogen.
Quelle: Pressemitteilung ZDF