NABU und führende Lungenärzte warnen vor hoher Abgasbelastung an Deck von Kreuzfahrtschiffen
Archivmeldung vom 02.05.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNachdem verdeckte Abgasmessungen des ARD Magazins "Plusminus" erst vor wenigen Wochen das Kreuzfahrtschiff AIDA Prima als Dreckschleuder entlarvt haben, dokumentierte nun das ZDF Magazin "WISO" während einer Kanarenkreuzfahrt alarmierende Konzentration besonders gesundheitsgefährdender ultrafeiner Partikel an Bord der AIDA Sol.
Bis zu 475.000 Partikel je Kubikzentimeter Umgebungsluft zeigte das Messgerät bei verschiedenen Messungen auf dem Sonnendeck des Rostocker Kreuzfahrtanbieters an. Eigentlich wären bei sauberer Seeluft Werte von gerade einmal 1000 Partikeln je Kubikzentimeter erwartbar.
"Die nunmehr dritte verdeckte Abgasmessung von verschiedenen Fernseh-Teams auf Kreuzfahrtschiffen verschiedener Anbieter in unterschiedlichen Regionen zeigen, dass die Kreuzfahrtindustrie seinen Passagieren und der Umwelt ein gewaltiges Abgasproblem zumutet. Unabhängig davon, ob jemand eine Seereise auf Nord- und Ostsee, im Mittelmeer oder im Atlantik plant, ist davon auszugehen, dass man erhebliche Feinstaubmengen an Deck der Schiffe einatmen muss. Nur der Umstieg auf höherwertigen Kraftstoff und der Einsatz von Systemen zur Abgasreinigung können hier effektiv Abhilfe schaffen", sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
AIDA Cruises hatte das Problem der Abgasbelastung bereits 2012 erkannt und versprochen, die gesamte eigene Schiffsflotte bis Ende 2016 mit Rußpartikelfiltern auszustatten. Bis heute sei jedoch kein einziges Schiff nachgerüstet, kritisiert der NABU. Bereits im vergangenen Jahr konnten die Umweltschützer zudem aufdecken, dass das vollmundig angepriesene Filtersystem der AIDA Prima nicht in Betrieb war, was das Unternehmen darauf hin auch eingestand.
Auch Dr. Michael Barczok, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Pneumologen, bewertet die neuerlichen Messungen an Bord der AIDA Sol als höchst gesundheitsgefährdend: "Die Abgaswerte auf der AIDA Sol sind extrem hoch. Crew und Passagiere an Bord werden einer Konzentration von Luftschadstoffen ausgesetzt, die weit über dem Niveau stark befahrender Straßen liegen. Ich kann keinem Passagier empfehlen, sich lange an Deck eines Kreuzfahrtschiffes aufzuhalten." Leider lehnen die Reeder nach wie vor das Angebot ab, mit dem NABU und unabhängigen Gutachtern offizielle Messungen auf ihren Schiffen durchzuführen und die Ergebnisse zu veröffentlichen. Die Branche weiß um das Problem, weigert sich aber aus Kostengründen, auf das giftige Schweröl zu verzichten und die nötigen Filter einzusetzen. "Die neuerlichen Messungen offenbaren den Handlungsdruck für die Kreuzfahrtbranche. Wir fordern AIDA und andere Reeder im Interesse der Umwelt und der Gesundheit der Passagiere auf, ihre Schiffsflotte bis 2020 komplett mit Rußpartikelfilter und Stickoxidkatalysatoren nachzurüsten", sagt NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger.
Quelle: NABU (ots)