Marburger-Bund-Chefin wirbt für Astrazeneca
Archivmeldung vom 20.03.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićMarburger-Bund-Chefin Susanne Johna hat energisch zur Nutzung von Astrazeneca aufgerufen. "Die Wahrscheinlichkeit, nach einer Corona-Infektion schwer zu erkranken, ist drastisch höher als die Gefahr der Thrombosebildung nach einer Astrazeneca-Impfung", sagte Johna im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
Johna weiter: "Auch bei Astrazeneca überwiegt der Selbstschutz und der Schutz der anderen um ein Vielfaches etwaige Risiken. Daran ändert auch die etwas geringere Immunisierungswirkung nichts."
Die Entscheidung, das Vakzin wieder zu nutzen, sei "absolut richtig". "Leider haben wir durch die Impfpause fast vier Tage verloren, in denen durch Covid-19 gefährdete Menschen nicht geimpft werden konnten", kritisierte sie die Entscheidung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für die Impfpause. "Erneut ist auch das Vertrauen in den Impfstoff beschädigt worden. Ich befürchte, dass dadurch die Impfbereitschaft von noch mehr Menschen sinkt, aber eben nur aufgrund eines Bauchgefühls und nicht aufgrund der Datenlage." Als Klinikärztin sei sie selbst zwar schon früh mit einem mRNA-Impfstoff geimpft worden. "Ich hätte mich aber auch ohne Bedenken mit Astrazeneca immunisieren lassen."
Um beim Impfen schneller voranzukommen, forderte die Expertin: "Wir müssen unbedingt die nach den Zulassungen mögliche Spanne von sechs Wochen zwischen Erst- und Zweitimpfung maximal ausreizen. Tempo ist alles, deswegen gilt es, jede verfügbare Dose sofort zu nutzen." Es sei "eine Katastrophe, dass noch immer Impfdosen verworfen werden". Es müsse zudem schneller auch in Arztpraxen geimpft werden. "Die Menschen vertrauen ihren Hausärzten, bei denen sie ja meist schon seit Jahren in Behandlung sind. Zugleich müssen die Kapazitäten in den Impfzentren jetzt ausgebaut werden, damit auch an den Wochenenden von früh bis spät immunisiert werden kann, sobald genug Impfstoff da ist", forderte Johna.
Überdies müsse die EU endlich dafür sorgen, "dass wir nicht länger von anderen Ländern ausgenutzt werden", so die Marburger-Bund-Chefin. Aus der EU seien etwa zehn Millionen Dosen nach Großbritannien exportiert worden, London selbst habe aber einen Ausfuhrstopp für Impfstoff verhängt. "Das ist schon eine Unverschämtheit und sollte Brüssel nicht länger hinnehmen." Solidarität sei keine Einbahnstraße.
Die Bundesregierung forderte Johna auch auf, intensiv für die Nutzung von Schnelltests zu werben. "Hier fehlt mir noch immer eine breite Kampagne von Politik und Medien, etwa mit Videos auch in Werbeblöcken vor der Tagesschau oder dem Montagskrimi, die zeigen, dass die neuen Tests nicht mehr unangenehm sind, aber total wichtig, um Fälle früh zu entdecken."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)