Patienten, die aufgeben, sterben viel früher
Archivmeldung vom 29.09.2018
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKranke Menschen, die das Leben auf mentaler Ebene für sich aufgegeben haben, sterben zumeist innerhalb von drei Wochen. Sie fühlen sich vom Leben geschlagen und empfinden eine Niederlage als unausweichlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung der University of Portsmouth.
Zielgerichtetes Verhalten
"Psychogener Tod ist real. Er ist kein Selbstmord, er ist nicht mit Depressionen verbunden, aber der Akt des Aufgebens und das Sterben innerhalb von Tagen ist ein sehr realer Zustand, der oft mit einem schweren Trauma verbunden ist", erklärt Studienautor John Leach. Dem Forschern zufolge gibt es fünf Phasen, die zu einem fortschreitenden psychologischen Verfall führen, und es wird vermutet, dass der frontal-subkortikale Kreislauf des Gehirns entscheidend dabei ist, denn er regelt, wie eine Person zielgerichtetes Verhalten aufrechterhält.
Die fünf erhoben Phasen sind sozialer Rückzug, Apathie, Aboulia (ein schwerer Mangel an Motivation, verbunden mit einer gedämpften emotionalen Reaktion, einem Mangel an Initiative und der Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen), psychische Akinese (weiterer Motivationsverlust) und letztendlich der psychogene Tod: "Der Zerfall einer Person, wenn jemand aufgibt. Sie könnten in ihren eigenen Exkrementen liegen und nichts - keine Warnung, keine Gewalt, kein Flehen kann dazu führen, dass sie leben wollen", so Leach.
Interesse zurückgewinnen
"Ein schweres Trauma kann bei manchen Menschen zu Fehlfunktionen des anterioren cingulären Kreislaufes führen. Motivation ist wichtig für die Bewältigung des Lebens. Wenn das nicht gelingt, ist Apathie fast unvermeidlich. Dieser Vorgang kann umgekehrt werden, etwa wenn ein Überlebender ein Gefühl der Wahl findet oder wiedererlangt, etwas Kontrolle hat oder von einer Person begleitet wird und er neues Interesse am Leben gewinnt", meint Leach.
Der Fortschritt von Stufe vier, psychische Akinese, bis zu Stufe fünf, dem psychogenen Tod, dauert in der Regel drei bis vier Tage. Kurz vor dem Tod setzt oft eine falsche Morgendämmerung ein. Dabei spricht Leach von einer Art "Aufflackern des Lebens". "Es erscheint kurz, als ob das Stadium des leeren Geistes vorübergegangen und durch etwas ersetzt worden ist, was als zielgerichtetes Verhalten beschrieben werden könnte. Aber das Paradoxe ist, dass, während ein Flackern zielgerichteten Verhaltens oft stattfindet, das Ziel selbst aber nur noch die Aufgabe des Lebens ist", so Leach abschließend.
Quelle: www.pressetext.com/Sabrina Manzey